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[299] 24. November 1794.
Vorwärts, mein Geist, den schroffen Pfad
Nicht träg umhergeschauet!
Dort oben winkt die Ruhestatt!
Wohlauf, dir selbst vertrauet!
Dich, Gottes Odem, du Verstand,
In Staub gehüllt, hat Gottes Hand
So wunderbar gebauet!
Nicht ziemt dir's, edler Himmelssohn,
An eitlem Schein zu haften!
Dein würdig, tritt in Staub mit Hohn
Die niedern Leidenschaften:
Und ob sie rechts und links nach Stolz,
Nach Sinnlichkeit, nach Durst des Golds,
Die Freunde dir entrafften!
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Dir, Wahrheit und Gerechtigkeit,
Dir schwör' ich Treu auf immer!
Vergebens lockt die Welt und dräut,
Mit ihrem Trug und Schimmer!
Sei noch so schlimm Gefahr und Not,
Verachtung selbst, ja schnöder Tod:
Unredlich sein ist schlimmer!
Wir müssen, müssen vorwärts gehn,
Wie Wahn und Trug auch toben!
Uns hat, zum Himmel aufzusehn,
Gott selbst das Haupt erhoben!
Drum wank' und fall' es links und rechts:
Wir sind unsterbliches Geschlechts;
Das Vaterland ist oben!
Ach, unsrer Heimat eingedenk,
Laßt uns doch gehn wie Brüder,
In Lieb', ohn' Eifer und Gezänk,
Im Klange froher Lieder!
Du kränktest mich aus Mißverstand;
Komm, Lieber, reiche mir die Hand,
Und thu' es niemals wieder!