Scena quarta.

[223] Gesetz, Adam, Sündt, Todt, Satan.


GESETZ.

Wohyn, Adam? wie lauffstu noch?

ADAM.

Ach, Herre, sich, wer bistu doch?

GESETZ.

Sich, Adam, wie? kenstu mich nicht?

Bin ich doch das gesetz gericht?

Das gbot, das dir Gott thet geben,

Sprach, das du bey deinem leben

Von dem baum nicht solltest essen.

Hastu meiner gantz vergessen?

Weil du mich nicht gehalten hast

Umb deines schepffers willen fast,

Hast mich, dein gebot, gebrochen,

So werts durch mich, dein veindt, grochen,

Und dieser veinde seind noch drey.[223]

Sich, dort stehn sie gantz keck und frey.

Den einen thu ich dir bekant,

Der den spies hat inn seiner hant,

Das ist die sünd, an mir begangen,

Von mir thut sie krafft entpfangen,

Durch mich sie dir wert offenbart

Und zeige dir dein sündlich art,

Durch meine krafft sie thut stechen,

Durch den todt dein leben brechen.


Der dritte ist der todt sieghafft

Und durch die sünd hat er sein krafft,

Die du durch mich hast eingefürt

Auff all dein nachkomen gepürt.

Der sünden solt ist er genant,

Mir und der sünd gantz wol bekant,

Und helt uns stets in großer acht,

An unser hülff ist klein sein macht,

Derhalben wir stets zusamen bleiben,

Niemants kan uns von ein treiben.


Der virde veind der Satan ist,

Der dich betrogt mit seiner list,

Und pant dich recht an den paren,

Das du Gottes wort lest faren.

Das ist des todts rechter gesel,

Gehört mit ym nab ynn die hell,

Inn große qual und ewig pein.

Ir genos mustu itzt auch sein,

Das werstu sehen und hören balt,

Wenn wir dich werden dergestalt

Angreiffen und vest umbringen,

Inn keinem weg magst entspringen.[224]

SÜNDT.

Ich far itzund gewaltig her,

Mit meinem scharpffen spies und sper

Thu ich auch gar weidlich stechen,

Des menschen hertz offt zu brechen,

Wenn er durch mich vorzweifelt gar,

Darumb, Adam, sag dir vorwar,

Weil du mich hast hie her gebracht,

So mostu erfarn meine macht.

TODT.

Ich bin auch erst ein recht gesel,

Darumb ich kom an diese stel

Und volg meinen gesellen schon,

Der sündt ich bin ihr rechter lon,

Die halt ich stetz inn großer acht,

Dann durch sie bin ich erfürbracht.

Sobald du, Adam, die sündt thest,

Do kam ich her bewaret fest,

Darumb werstu mir nicht entgan,

Du must der sünde solt empfan.

SATHAN.

Ich bin auch erst der recht gesel,

Bey mein gesellen bleib ich schnel

Und las sie von mir komen nicht,

Sündt und todt bringen mir gericht

Die menschen alzeit inn mein reich.

Darumb, Adam, wir vier zugleich

Nemen dich hin mit seel und leib,

Mit Even, deinem schönen weib,

Und must mit uns vier gesellen,

Sich, dort inn abgrundt der hellen.

ADAM.

O wee mir ymmer ewiglich![225]

Wer wil doch auch erretten mich

Von meinen veinden offenbar?

Wee, das ich ye geschaffen war!

Gots gebot ich hab gebrochen,

Schwerlich wert das an mir grochen,

Sein wort hab ich ubergängen,

Wo sol ich nu trost entpfangen?

Wer wil mich aus nötten bringen?

Diese veindt wöln mich vorschlingen,

Ich lig inn schwerem Gottes zorn,

Sein wort das hab ich gantz vorlorn,

Derhalb ich steck, um großer not,

Darzu inn dem ewigen todt,

Gottes huldt mir nimmer scheint,

Er ist wurden mein höchster veindt,

Doch ich hoffe zu dieser zeit,

Das mir Gott helff in solchem streit.


Quelle:
Dramen von Ackermann und Voith. Tübingen 1884, S. 223-226.
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