Scena secunda.

[247] Abel, Sathan.


ABEL.

Ich bin der ander son vorwar,

Vom vater, mutter voracht gar,

Ich bin geporn inn angst undt nodt,

Das zeigt mein nam auch frw und spot.

Wiewol die sündt sich regt inn mir,

So bit ich Gott, das er mir hir

Allezeit gebe sein genadt,

Das die sündt hab inn mir kein stadt,

Und geb mir stetz die gnade sein,

Das ich alle zeit den eltern mein

Gehorsam sey aus hertzen grund

Und ihn gehorch zu aller stund,

Förchte und lieb, darzu auch ehr,

Mich halt alzeit noch ihrer lehr,

Und das ich alzeit gleub und traw,

Mit ihn darauff stetz wart und baw

Auff den heiland, des weibes sam,

Der kamen sol, Jhesus sein nam,

Und lösen uns aus aller not,

Darzu von dem ewigen todt,

Das ich inn des gedültig sey

Inn aller not und angst gantz frey,

Damit ich hie auff dieser erdt

Beschwert und angefochten wert,[247]

Das ich stetz traw dem lieben Gott,

Der mus mich auch inn aller not

Nicht vorlassen inn keinem ort,

Inn furcht erhalt bey seinem wort,

Und das ich lib inn rechtem schein

Den nechsten bis ans ende mein,

Im glauben auch bestendig sey,

Vorley mir der sam des weibes frey.

SATHAN.

Das ist mir ein rechter unflat,

Bey dem ich hab auch gantz kein stat,

Ich wil dirs aber nicht schencken,

Sünder dir das recht eintrencken.

Du solt vor mir kein rüge han,

Wil dich vorsuchen ane wan,

Nach trachten inn allen sachen,

Dein leben saur genug machen,

Mit neid und has wil erwecken

Dein bruder, der sol dich stecken

Inn allerley pein, angst und not

Und dich zuletzt auch schlagen todt.


Quelle:
Dramen von Ackermann und Voith. Tübingen 1884, S. 247-248.
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