An Franziska de Warens

[472] Gestern dacht ich eines Kusses,

Wie ihn deine Mutter gab;

In Erinnrung des Genusses

Leckt ich mir die Lippen ab.


Ach das war so warm, so saftig,

Daß, ich weiß nicht, wie's geschah

Plötzlich ich sie ganz leibhaftig

Wieder bei mir sitzen sah;


Lauschte, wie sie sang und lachte,

Manch bedeutungsvolles Wort;

Aber als ich dein gedachte,

War sie plötzlich wieder fort.[472]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 472-473.
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