Eifersucht

[494] Und wieder seh ich neu entfacht

Die düstre Glut, die treu du hegst

Auf deinem Herd, zur Flammenpracht,

Dein Herz erleuchtend Nacht für Nacht,

Wenn du zur Ruh dich legst.


Kaum atme ich still, so kräuselt mild

Erwartung deiner Lippen Saum;

Dann fühl ich selbst, wie jenes Bild

Die lechzende Seele dir erfüllt

Mit grausigem Wundertraum.


Tief in die weichen Kissen schmiegt

Sich wollustbebend deine Gestalt.

In kurzem Ringen unterliegt

Dein Pflichtgefühl, und im Sturme siegt

Die grabentstiegene Gewalt.[494]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 494-495.
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