An Bruno

[532] Überkommt dich nun, mein holder Knabe,

Deines Erdendaseins höchste Gabe,

Wenn die Schenkel rosig frisch dir schwellen,

Wenn der Flaum dir um die Lippen keimt,

Wenn dein Sehnen trotz der Sturmeswellen

Spielend sich zu leichten Liedern reimt –

Präg dir dann für alle Zukunft ein:

Deines Erdendaseins höchste Gabe

Läßt dich eines nur von dreien sein,

Viechkerl, Schafskopf oder Prügelknabe;

Und du hast für eine der drei Freuden

In der ersten Nacht dich zu entscheiden![532]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 532-533.
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