Erster Auftritt

[282] ATREUS alleine.

So soll es sein! – Er dank' es seinem Glücke,

Daß ihn die Rache nicht zu langer Qual

Noch aufbewahrt! daß seiner nicht mein Spott

Noch in dem Tode lacht, wann dieser nun

Das Herz ihm bricht, und jeden Zug die Angst

Im Angesicht mit bleichen Farben malt! –

Dies Schauspiel raubt mir bloß des Priesters List!

Ah! Rach und Tod auf des Verräters Kopf!

Er soll mir büßen! ja! beim Zeus! er soll

Die Schrecken, die ich feierlich ihm schwur,

Die soll er fühlen! spät sei's oder früh!

Ich lehr' ihn zittern, noch im Reich der Schatten.

Vor Schrecken soll das Rad, das neben ihm

Ixion wälzt, auf einmal stillestehn,

Und dann im Herzen seines Tityus,

Der Geier seinen Fraß vergessen. Ja,

Die Hölle zittern, daß des Atreus Wut

Mehr Qualen noch erdacht, als sie gekannt ....

Es kömmt mein Weib! – sie muß mir ihre Kunst

Zur Mordtat leihn. – Es wankt Aegisth! ...

Das weibliche Geschwätz zerschmelzet leicht

Sein Herz ... Was bringst du mir?


Quelle:
Das Drama des Gegeneinander in den sechziger Jahren, Trauerspiele von Christian Felix Weiße. Leipzig 1938, S. 282.
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