Zehnter Auftritt

[50] Töffel. Quaas. Gürge und andere Bauren.


TÖFFEL. Nu, ich werde doch den König auch zu sehen kriegen. Er soll ein Herzens guter Mann seyn, und ich gäbe mich nicht zufrieden, wenn ich ihn nicht sehen sollte.

GÜRGE. Ich habe ihn schon gesehen.

QUAAS. Wo hast Du ihn denn gesehen?

GÜRGE. Wo? ich kam eben von nächstem Dorfe: da kam er die Landstraße herauf unten beym Spitzberge.

TÖFFEL. Was hatte er denn an?[50]

GÜRGE. Was er anhatte? einen Rock, einen Stiefel, und einen Hut.

TÖFFEL. Einen Stiefel? Einen Stiefel?

QUAAS. Nur einen Stiefel? Du bist ein dummer Kerl. Er wird wohl mit einem Stiefel und einem Strumpfe geritten seyn.

GÜRGE. Je nun, ich habe nur einen gesehen; der andre hieng über dem Pferde.

TÖFFEL. Und Gürge, was hatte er denn für ein Kleid an?

GÜRGE. Für ein Kleid? je nun ein Kleid, wie ein Kleid ist.[51]

QUAAS. Die Farbe, Gürge?

GÜRGE. Grün, blau, roth, gelb – je, ich weiß selber nicht! Wer wird nun auf das Ding merken können? Ich sah nur nach seinem Pferde; das gieng, das gieng Euch so stolz, wie unsre seelige Edelfrau.

QUAAS. Ich wundre mich nur, daß er so späte jagt? wenn ich König wäre, so säß ich dafür hintern Ofen, und schmauchte eine Pfeife Tabak, oder ließ mir ein Stück Schweinebraten geben.

TÖFFEL. Narr, die Könige werden Tabak schmauchen, und Schweinebraten essen? Confelt essen sie, und trinken Sekt.[52]

QUAAS. Gut, so äß ich Confekt und tränke Sekt; so bald es die Könige essen, so muß es wohl was Guts seyn. Je nu! sie könnens haben.

GÜRGE. Wißt Ihr was, ich fürchte daß das Gewitter dort herauf kömmt. Seht Ihrs? dort siehts gerade hinterm Walde: es darf ein kleiner Wind kommen, so jagt ers uns herauf.

TÖFFEL. Je nu! laß es kommen. Wenns nur den guten Herrn nicht trifft.


Quelle:
Johann Adam Hiller: Die Jagd. Leipzig 1770, S. 50-53.
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