Der entflohene Amor

[129] Ich trank, und Chloe trank mit mir,

Gleich war der Gott der Lieb auch hier:

Ach! seufzte Chloe, sieh! schon stört er unsre Freuden,

Hasch ihn, wir wollen ihm die Flügel gleich beschneiden.


Nein, sagt ich, da könnt er noch fliehn:

Die Flügel wachsen: laß uns ihn,

Den kleinen Bösewicht, eh er entflieht, ersticken!

Nicht wahr? so kann er uns doch weiter nicht berücken.
[130]

Wir haschten: eh man sichs versah,

War er bald dort, bald wieder da:

Und als ich ihn einmal recht fest zu halten dachte,

Floh er in unser Herz; wir seufzten, und er lachte!

Quelle:
Christian Felix Weiße: Scherzhafte Lieder, Leipzig 1758, S. 129-131.
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