Siebenter Auftritt.

[66] Wagner, Faust.


WAGNER. Es sieht ganz traurig bey uns aus –

FAUST. Freund, komm, ich habe dich zu sprechen. Du hast mir treu gedient. Du hast in meinen Diensten die Jahre deiner Jugend verloren. Vielleicht hat sich dein Aug und deine Ohr oft an meinen Handlungen geärgert. Bergiß was du bey mir gesehen, und gehört hast. Wisse, daß ein Leben voll Freude eine traurige Entwicklung habe. Du bist noch jung, du kannst noch Tugend lernen. Hüte dich vor den Häusern der Schwelger, damit du nicht Antheil an ihren Verbrechen nimmst! – Weh den Busenfreunden der Wollüstlinge! Leb wohl, nimm dein erworbenes Vermögen; sey ein ehrlicher Mann, genieße mit Tugend das Nöthige, den Ueberfluß schenk deinen armen Brüdern, ich meyne deine Nebenmenschen. Liebe die Rechtschaffenheit, setze dein Vertrauen auf den Himmel, und flieh die Rathschläge der Hölle. Dieß ist meine Lehre, und mein Abschied. Leb wohl!

WAGNER. Bester Herr, sie lehren mich wie ein Vater. Ich soll sie verlassen – Ach, ich netze ihre Hände mit meinen Thränen – Mein Herz fühlt ihre Lehren, und ich werde sie in Ausübung bringen.[66]

FAUST. Mein Freund, thue es, und du wirst mir dadurch die erste Freude in meinem Elend machen. Leb wohl!

Ende des Vierten Aufzugs.


Quelle:
Weidmann, Paul: Johann Faust. Ein allegorisches Drama von fünf Aufzügen, Prag 1775, S. 66-67.
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Johann Faust. Ein allegorisches Drama in fünf Aufzügen