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[67] Helena.
Helena ist mit einem Dolche gerüstet. Den Saal beleuchtet eine Lampe.
HELENA. Wo geh ich hin? – Noch wankt mein Fuß – Es zittert meine Hand – Das Herz pocht – Ha, schwarze Schatten sind rings um mich. Nacht, bedecke meine Schande, Mond entflieh, und sey kein Zeuge meines Lasters! – Ich wandle fort im Schrecken – Ein Schauer befällt mich – Alles schläft, nur ich bin wach – Ich suche wie ein hungriger Tyger eine unglückseelige Beute. Dort schläft der arme Greis. In den Armen der Sicherheit. Die Liebe für seinen Sohn hält ihn noch in diesen lasterhaften Mauern zurücke. Armer Vater, schon ist der Dolch auf deine Brust gezückt – Aber welches Recht[67] hab ich auf sein Leben? Soll ich mein Glück mit seinem Blute erkaufen? Der schlauste Geist fodert diese That. Ich darf nicht klügeln. Ich eile, ich fliege – Welche Angst lämt meinen Schritt – Meine ganze Natur empört sich. Ich bin noch ein Neuling in dieser Mörderkunst. Mein Blut wallt, siedet – Ha, wer begegnet mir? – Er ist es – Zurück – Stirb! – Er streckt seine segnende Hand aus – Seine Thränen fliessen über mich – Seine grauen Haare breiten sich über meine Hände – Flieh Vater, entreiß dich meinem Stahle – Wer kömmt? Ich bebe –
Ausgewählte Ausgaben von
Johann Faust
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