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[68] Mephistopheles, Helena.
MEPHISTOPHELES. Helena, du verschleuderst kostbare Minuten.
HELENA. Geh, entweich aus meinen Augen. Ich kam deinen höllischen Rath nicht vollztehen.
MEPHISTOPHELES. Schwaches Weib, was hemmt deinen Schritt? Was hält dich zurück?
HELENA. Ich soll den erwürgen, der mich nicht beleidiget hat.
MEPHISTOPHELES. Mich hat er grausam beleidiget!
HELENA. So räche dich selbst.
MEPHISTOPHELES. Ja, ich werde mich rächen; aber an dir, an deinem Sohn, und an Faust! Zittre Ungehorsame![68]
HELENA. Ach! Halt ein!
MEPHISTOPHELES. Die letzte Stunde unsers Bundes ist erschienen. Noch kannst du ihn retten. Eil, flieg, durchbohr die Brust meines Feindes, und bring mir den siegreichen Dolch! – Was zauderst du Helena? dein Schlachtopfer ist reif zum Tod. Seine wankenden Knochen sind am Rande des Grabs. Stirbt der zu früh, der nur im Elend herumkriecht? Geh, zaudre nicht länger, jede Minute wiegt Geld!
HELENA. Wohlan, das Blut sey vergossen; aber es fliesse über dich!
MEPHISTOPHELES. Geh, fürchte nichts. Dort schläft mein Feind. Ich hab ihn durch eitle Hofnungen eingewiegt, und hier zurück gehalten. Verwandle seinen Schlummer in einen ewigen Schlaf.
HELENA. Die Hölle siegt – Ich eile –
Sie eilt fort. Bey der Thüre wankt sie, und lehnt ihr müdes Haupt auf die Hand. Endlich stürzt sie wütend hinein.
MEPHISTOPHELES. Hahaha! getäuschte Sterbliche! – So fallet ihr in unsere Fallstricke. Ihr seyd unser Spielwerk. Du Donnerer sieh herab auf die Erde. Nicht du, wir herrschen hier! – Uns betet dein Liebling der Mensch an. Unsere Altäre rauchen öfter als die deinigen. Die Hölle, die du uns zum Exil geöfnet hast, ist das Gefängniß deiner Menschen. – Still, es kömmt ein neues Schlachtopfer![69]
Ausgewählte Ausgaben von
Johann Faust
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