[16] Philippus, der Hertzog. Robert, der Cammer-Herr. Ein Page mit dem Lichte.
PHILLIPPUS. Wie kan doch die frische Abend-Lufft so angenehm seyn / und wie unrecht thun diejenigen / welche sich vor der Zeit zu Bette legen / denn sie berauben sich hierdurch der besten Vergnügung ihres Lebens.
ROBERT. Gnädigster Herr / die Nacht soll sonst ein Sinnbild seyn des Glücks / doch wer sie zu seiner Ergetzligkeit anwenden kan / der legt den Grund zur besten Welt-Weißheit / denn derjenige ist klug / der aus allen Unglücke sein Glücke zu suchen weiß.
PHILLIPPUS. An dem Tage verunruhiget ein Mensch den andern / aber wenn es Abend wird / so lebt man nach seinen Willen.
ROBERT. Und ein Fürst kan also die Früchte seines hochlöblichen Regiments erkennen / wenn er siehet / daß ein iedweder auch des Nachts auff der Strasse frey passiren kan.
PHILLIPPUS. Lieber Getreuer / setzet auch dieses dazu: Der Fürste soll ein Wächter des Volckes heissen / also muß er auch zur Abend-Zeit sein Ampt mit offenen Augen verrichten.
ROBERT. Ach ja / wer niemahls aus dem Pallaste kömmt / der muß allemahl mit frembden Augen sehen / wenn er an den Zustand seines Volckes gedencken soll.
PHILLIPPUS. Wie manchen Unheil haben wir abgeholffen / welches wir nimmehr mit frembden Augen gesehen hätten.
ROBERT. Derohalben werden sie auch Philippus der Gütige bey den späten Nachkommen heissen.[16]
PHILLIPPUS. Doch siehe da / was müssen unsere Trabanten vor ein Wunder-Thier gefunden haben / sie stellen sich gar poßierlich darbey.
ROBERT. Solche Pursche kan aus gemeinen Sachen vielmahl ein grosses Wunder schöpffen.
PHILLIPPUS. Auff den Abend ist es keine Schande / wenn wir auch ein schlechtes Wunder-Werck mit sehen wollen.
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