[17] Die Vorigen. Stax, Micke, Trabanten. Mierten, ein Bauer / schlaffende. Hernach Lauxon, eines Brandtweinbrenners Diener.
PHILLIPPUS. Was giebt es hier zu thun?
STAX. Gnädigster Herr / da liegt ein voller Bauer / wir haben ihn gestossen und gerüttelt / aber er will sich aus dem Schlaffe nicht wecken lassen.
PHILLIPPUS. Will er nicht wachen / so mag er schlaffen. Doch / wie kan doch ein Mensch zu einem Steine oder zu einem Klotze werden / wenn er einmahl vom Schlaffe überwunden wird.
ROBERT. Ja wohl entschläfft alle Empfindligkeit mit / daß man auch das härteste Tractament nicht einmahl in acht nimmt.
PHILLIPPUS. Er weiß nicht / was er vor ungeschickte Federn in seinem Bette hat.
ROBERT. Und er wird sichs ietzo nicht träumen lassen / was er vor einen hohen Zuschauer hat.
PHILLIPPUS. Ihr bringet uns auff artige Gedanken: wir könten Anlaß geben / daß dem Bauer etwas gutes träumete.
ROBERT. Ich bin zu einfältig / daß ich diesen scharfsinnigen Vorschlag errathen soll.
PHILLIPPUS. Solt es nicht angehen / daß wir den vollen Kerlen nach Hofe brächten / Hessen ihn wohl ausruhen / und tractirten[17] ihn den gantzen Tag auffs köstlichste / da wäre ihm leicht ein Rausch wieder zugebracht / und wenn er an diesen Ort geleget würde / so müste er sich nothwendig einbilden / als wenn ihm von dergleichen Herrligkeit geträumet hätte.
ROBERT. Es solte eine Lust geben / die man nicht verbessern könte / doch der gute Mann würde einen Tag aus dem Calender verlieren.
PHILLIPPUS. Vielleicht mag der arme Stümper in seiner Calender-Rechnung nicht Capitelfeste seyn. Auff ihr Kerlen / seht / wie der volle Bauer nach Hofe geschaffet wird / dieser Robert soll euch hernach weiter befehlen / was mit ihm soll gethan werden.
STAX. Wir wollen schon sehen / daß wir mit ihm zurechte kommen.
PHILLIPPUS. Fahret säuberlich mit ihm / daß er nicht aus dem Schlaffe gestöhret wird / sonst wäre die gantze Lust auff einmahl verdorben.
Geht mit Robert ab.
STAX. Es wird Künste setzen / daß man mit so einem vierschrötigen Flegel säuberlich umbgehet.
MICKE. Der Schelme reucht trefflich nach Weine / wo er sich besoffen hat / so wird er so bald nicht munter.
STAX. Und wo er einen Centner Wein im Leibe hat / so ist er desto schwerer.
MICKE. Hui das müste ein grosser Rantzen seyn / da ein Centner Wein drinne raum hätte.
STAX. Nun last sehen / wie wird sich der Kerle schicken.
Sie schleppen ihn heraus.
MICKE. Damit kommen wir nicht fort / darneben ist ein Brandtewein Hauß / da wollen wir uns ein Karrete mit einen Rade borgen / da wollen wir am besten mit zu rechte kommen.
STAX. Es ist doch nichts so schlimm / es ist zu was gut / wärestu kein Brandtwein-Bruder / so bekämen wir kein Fuhrwerck.
MICKE. Was hastu mir meinen Brandtewein vor zu werffen /[18] wenn ich mein Geld im Weine versauffen wolte / so wüste ichs wohl.
STAX. Ja ja der Brandtewein liegt breiter / man kömmt mit zwey Groschen weiter als beym Weine.
MICKE. O laß mich zu frieden / wenn der Brandtewein wird gestorben seyn / so will ich auch sterben. Er klopffet. Holla / ist niemand der mir auffmachet?
LAUXON kömmt mit einen Lichte heraus. Ie Herr Micke seyd ihrs / es hat mir lange wunder genommen / daß ihr uns heute ein Tagewerck schuldig blieben seyd.
MICKE. O du Lecker / ist das der Danck / daß ich deinem Herren / so viel Geld auffzuheben gebe.
LAUXON. O Herr / ihr dürfft nicht böse werden / ich dencke / es ist den Leuten eine Ehre / wenn sie fleißig zu uns kommen.
MICKE. Freylich solstu Ehre davon haben / wo du mir thust / was ich haben will.
LAUXON. Das kan ich nicht wissen / was ihr haben wollet.
MICKE. Höre / hat dein Herr nicht einen Schiebekarrn übrig?
LAUXON. Nein er hat keinen übrig / denn wir brauchen ihn alle Tage selber.
MICKE. Ich meine / ob er einen übrig hat / denn er uns auff eine Stunde leihen kan.
LAUXON. Ja ihr seyd gar safftige Herrn mit dem leihen / es drückt sich nur ums wiedergeben.
MICKE. Ey du solt ihn bald wieder haben / komm ich doch alle Tage zu dir / wirstu betrogen / so rechne mirs an Brandteweine ab.
LAUXON. Ich müste viel Wasser unter den Brandtewein giessen / ehe ich einen gantzen Schiebkarrn bezahlete. Doch was wolt ihr denn mit machen?
MICKE. Sieh nur / da liegt ein armer Mensch / und ist todt kranck / so wolte ich gerne sehen / daß man ihn könte zum Doctor schaffen.
LAUXON. Der Narr hat gesoffen / last ihn nur liegen / auff dem Morgen wird er sich selber helffen.
MICKE. Es hat sich wohl / der Kerle ist zu Hofe ein nützer[19] Mann / wenn wir drüm kähmen / so liedte der Fürste tausend Thaler Schaden.
LAUXON. Nun der lieben Barmhertzigkeit wegen will ich was thun / kommt und macht nicht ein groß Gepolter / wanns der Herr sieht / so schilt er.
Er bringt den Schiebekarn / da agiren sie poßierlich mit einander / biß er fortgeführet wird.
Ausgewählte Ausgaben von
Der niederländische Bauer
|
Buchempfehlung
Nachdem Musarion sich mit ihrem Freund Phanias gestrittet hat, flüchtet sich dieser in sinnenfeindliche Meditation und hängt zwei radikalen philosophischen Lehrern an. Musarion provoziert eine Diskussion zwischen den Philosophen, die in einer Prügelei mündet und Phanias erkennen lässt, dass die beiden »nicht ganz so weise als ihr System sind.«
52 Seiten, 4.80 Euro