Zehender Auffzug.

[39] Die Vorigen. Brigitte, die Kammerfrau.


BRIGITTE. Ihr Durchl. halten mirs zu Gnaden / daß ich so gleich zugehe / meine Gnädigste Frau schickt mich her / und wolte gerne bey dem neuen Fürsten was ausrichten lassen.

PHILLIPPUS. Es ist uns nicht lieb / daß sich unser Gemahlin mit frembden Fürsten allzu bekannt machen will.

BRIGITTE. Was mir befohlen ist / das muß ich verrichten.

PHILLIPPUS. So geht doch / legt die Botschafft ab.

BRIGITTE. Wer weiß ob ich den frembden Herrn ansprechen darff.

PHILLIPPUS. O der Fürst läst mit sich reden / als ein gemeiner Mann. Wie stehts Herr Fürste? Er hat sich gar in seinen Gedancken vertiefft.

WILHELM. Ja wo es im Kopff so eine Verwirrung giebt / als im Barte / so ist es kein Wunder.

MIERTEN. Der Bart ist ein Zeichen der Mannheit / wer innwendig im Kopffe einen Bart hat / der hat auch einen Männlichen Verstand.

PHILLIPPUS. Ey wir haben gnung vom Barte geredet / wir wollen lieber wissen / ob die ehrliche Frau sich erkühnen dürffte mit dem Herrn Fürsten zu reden.

MIERTEN. Wo sie sich vor meinem Barte nicht entsetzet / so mag sie mit mir reden was sie will.

BRIGITTE. Gnädigster Herr.[39]

MIERTEN. Ja heut zu Tage bin ich das.

BRIGITTE. Ihr Durchl. meine Gnädigste Frau läst sich erkundigen / wie es Ihr. Gnaden gehet?

MIERTEN. Weiß die Gnädigste Frau auch schon / daß ich ein Fürste bin?

BRIGITTE. Was die Warheit ist / das wissen alle Leute.

MIERTEN. Was will aber E. Gnädigste Frau davon haben / wenn Sie weiß daß ich ein Fürste bin.

BRIGITTE. Sie wollen gerne die Ehre geniessen / mit Ihr Gnaden ferner bekand zu werden.

MIERTEN. Wenn wir Bauern mit einen Weibsvolck bekannt werden / so gehts gar lächerlich zu.

BRIGITTE. Wenn ich mit einen Bauer zu thun hätte / so wolt ich auch was anders reden.

MIERTEN. Daß dich Sanct Velten, der Bauer schlug mich wieder in Nacken.

BRIG. Ich halt ihr heist mich eine Bauersfrau / und wolt mich in Nacken schlagen.

MIERTEN. Ach nein / ich meine nur / wer mich einen Bauer heisse / den wolt ich in Nacken schlagen.

ROBERT. Ihr Gnaden / Sie vergessen allemahl / daß Sie ein Fürste seyn / die Printzeßin will gerne Antwort haben.

MIERTEN. Ist denn das zu Hofe herkommens / daß ein Fürste dem andern zur Frauen gehet.

ROBERT. Es ist eine höffliche Auffwartung / wers nicht thut / den hält man vor einen Bauer.

MIERTEN. Nu lieber Herr Fürste / allerschönster Landes-Vater / eure Frau läst mir doch nicht vom Halse / biß ich komme / seht nicht scheel / daß ich wie ein ander Beernheuter davon lauffe / wenn mich die Frau genung wird gebrauchet haben / will ich schon wieder kommen /

PHILLIPPUS. Es steht euch frey / ihr habt zu befehlen / doch solts uns lieb seyn / wenn ihr bald wiederkommet.


Mierten, Brigitte, Robert, und Leo gehn ab.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 39-40.
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