[50] Die Vorigen. Cornelis, Cammerdiener.
CORNELIS. Ihr Gnaden / ich habe mich bald zu Tode gelauffen / daß ich Sie suchen soll.
MIERTEN. Wer die Leute am unrechten Orte suchet / der läufft vergebens.
CORNELIS. Wenn auch der rechte Ort bekandt ist.
MIERTEN. Was giebt es neues / daß man meinetwegen so lauffen muß.
CORNELIS. Ihr Fürstl. Durchl. wollen zur Taffei gehen / sie warten nur auff Ihr Gnaden.
MIERTEN. Ich habe mich lange gekränckt / daß zu Hofe alles mit dem Fressen zu langsam wird. Hätte ich nicht meinen Labsal beym Jungfern gehabt / ich wäre schon in meiner Sehnsucht verzwatschelt.
CORNELIS. Also haben Ihr. Gnaden zu eilen / weil die andern vielleicht in gleicher Sehnsucht begriffen sind.
MIERTEN. Nun Ihr Jungfern / kommt / bey Tische solt ihr sehn / was ich vor ein Freyer bin. Denn wie sich einer zum Fressen schickt / so schickt er sich zum Liebhaben.
CORNELIS. Ihr Gnaden lassen nur das Frauen-Zimmer zu rücke / sie pflegen an einem besondern Orte zu speisen.
MIERTEN. Ie nu nach Tische wollen wir schon wieder beysammen seyn / wenn man hungrig ist / so kan man ohn dem[50] nicht viel auffs Weibs-Volck sehen / nun weiset mir den Weg / ihr Jungfern wohl bekomm euch die Mahlzeit.
Cornelis und Mierten gehen ab.
HEINRICH. Ihr lieben Kinder / der Abschied war recht Alt-Deutsch gegeben.
ADELHEIT. Ich wolte daß iemand anders an meine Stelle hätte treten sollen / der Fürste sahe uns zu / und wir solten mit dem Narren viel Possen machen.
HEINRICH. Ich halte wenn der Fürst nicht da wäre / und iemand von meiner Gattung solt an des Bauern Stelle treten / so wäre die Kurtzweile etwas angenehmer.
ERDMUTH. Davon können wir nicht judiciren / bißweilen sind die Leute falsch / und man muß sich in Complimenten gar zu sehr in acht nehmen.
HEINRICH. Ach ihr redlichen Kinder / ihr seyd die Jungfern darnach / daß ihr mir von einer Falschheit predigen sollt / ich halte der Bauer hat viel Haare im Barte zu Pfande geben müssen / aber es leben noch mehr Leute in der Welt / die vielleicht ein Exempel von ihrer Falschheit anzuführen wissen.
ADELHEIT. Wenn der Herr ungläubliche Sachen reden will / so breche er nur nichts ab.
ERDMUTH. Und wenn er eine falsche Zeitung erdencken will / so mache ers nur so mercklich / daß niemand betrogen wird.
HEINRICH. Ich bedancke mich vor die gute Lehre / doch ehe ich zur Mahlzeit gehe / so wünsche ich in kurtzer Zeit so viel Ducaten / so viel sie Beute von dem Bauer-Fürsten gemachet haben.
ADELHEIT. Und ich wünsche ihm / daß er noch so viel Jahre auff die Liebste warten muß.
ERDMUTH. Und daß auch die Liebste so viel Jahre alt wird.
HEINRICH. Der Himmel bestätige den Wunsch / nur daß wir in einem Jahre mit einander Hochzeit haben / und hierauff lassen sie sich die Mahlzeit wohl bekommen. Geht ab.
ADELHEIT. Der Mensch ist lose / ich möchte ihm wohl ein klein Unglück wündschen / daß er lernte fromm seyn.
ERDMUTH. Es ist besser lose als angebunden / wenn er gar zu[51] fromm wäre / so schickte er sich auch nicht in unsere Compagnie. Komm nur fort / daß wir die Mahlzeit nicht versäumen.
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Der niederländische Bauer
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