Erster Auffzug.

[90] Mierten im Bauer-Kleide liegt und schläfft. Micke, ein Trabante. Karsten, ein Hoff-Pursche.


KARSTEN. Wir müssen nicht zu lange bleiben / der Schelme möchte sonst den Rausch ausschlaffen und davon lauffen.

MICKE. Die Ladung war endlich gut / wenn ich so viel getruncken hätte / so war es mit mir um die Zeit noch nicht / daß ich auffstünde.

KARSTEN. Man muß sich nach den Betten richten / wenn unten harte Steine / und oben kalte Morgen- Lufft zusammen kommen / so will sich das Hertze im Leibe manchmahl umdrehen.

MICKE. Ich halte immer sein Hertze wird sich gar zu sehr umkehren / doch es war ja um die Gegend / da wird er wohl liegen müssen.

KARSTEN. Der Schelme hat gar ein groß Bette / er mag sich rumwerffen wie er will.

MICKE. Ha ha / sollen wir den Herrn da suchen? Auf verschlaffener[90] Schelme / es seyn vornehme Leute da / die mit dir reden wollen.

KARSTEN. Ach wenn man die Kerlen nicht mit dem Fusse 26. mahl an eine Stelle trifft / so giebts keinen Possen. Auff du Bohuncke.

MIERTEN. Nu nu / ich will schon kommen / trinckt dort um.

KARSTEN. Ja ich will dir trincken / du solst mir des Trinckens vergessen.

MICKE. Bruder / wo uns der Kerle kennt / daß wir gestern mit ihm gesoffen haben.

KARSTEN. Er mag uns kennen oder nicht / wir sprechen es ist nicht wahr / damit wird er doppelt betrogen.

MICKE. Bauer / finde dich aus dem Schlaffe / sonst geb ich dir eins vorm Schlaff / daß du genung hast.

MIERTEN richtet sich auff. Ie wo bin ich ietzund / da greiff ich auff Steine / und da greiff ich in was garstiges.

MICKE. Du Ertz-Vogel / du solst gar bald erfahren wo du bist / richte dich nur auff / daß man dir ins Gesichte sehen kan / du Strauch-Dieb.

MIERTEN stehet auff. Nu was thut man nicht auff der Welt / ehe man sich will schlagen lassen.

KARSTEN. Du wirst noch mehr thun müssen / wenn deine Schelm-Stücken werden an den Tag kommen.

MIERTEN. Ie Qvarck-Käse / da werd ich Schelm- Stücken begangen haben. Aber Botztausend / guten Morgen ihr Herrn / kommen wir da auff der Gasse zusammen / ein andermahl gebt mir mehr so viel zu sauffen.

MICKE. Bauer du schwermst / wo haben wir mit dir getruncken?

MIERTEN. Ie wist ihr nicht gestern Carle morle Puff sechs aus einem. Ihr waret schöne Hertzgen / es galt falsch und alles mit einander.

MICKE. Bruder dencke nur / was sich der Bauer-Flegel einbildet. Wir wollen ihn so gut achten / daß wir ihn in der Compagnie mit sauffen lassen.

MIERTEN. Ich bin auch wohl kein Bauer nicht.[91]

MICKE. In dem Habite bistu wohl kein vornehmer Mann.

MIERTEN. Ie du ehrlicher Zippel-Peltz / bistu auch wieder kommen. Ie seh ich mir doch so ähnlich aus / als wenn mich ein Kunstmahler abgemahlet hätte.

KARSTEN. Ja du sauberer Vogel / du siehst dir ähnlich / und desswegen kanstu auch dein Schelmstück nicht verleugnen.

MICKE. Höre / warum hastu einen unschuldigen Kerlen das Messer in die Rippen gestochen.

MIERTEN. O mit euern Narren Possen / seht mich doch recht an / ihr müst mich kennen.

KARSTEN. Halt das Maul / oder ich werde die Bekandtschafft mit einer dichten Maulschelle bezahlen.

MIERTEN. Ile fürwahr gestern.

MICKE schlägt ihn. Ey was gestern? gestern hastu einen Todschlag begangen / heute solstu davor gehangen werden.

MIERTEN. Hab ich einen Todschlag begangen / so hab ich einen zu Tode gesoffen.

KARSTEN. Du magst dich stellen wie du wilst / du must dich gefangen geben.

MIERTEN. Nu last doch sehn / nein nein / es wird mir geträumet haben / daß ich mit den Herren getruncken habe.

MICKE. Uns aber hats nicht geträumet / daß du einen Todschlag begangen hast.

MIERTEN. Das ist gut / da kommen ehrliche Leute her / die sollens euch in die Fresse sagen / daß ich unschuldig bin.

KARSTEN. Wir wollen die vornehmen Zeugen erwarten.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 90-92.
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