[92] Liebhold, ein Gastwirth. France, Hugo, zwey Bürger.
MIERTEN. Da ist der Gastwirth / bey dem hab ich gestern gesoffen.
LIEBHOLD. Was sagstu? Die Herrn sind meine Zeugen / daß ich gestern keinen Bauer in meinem Hause gesehen habe.[92]
FRANCE. Ja ich kans bezeugen / es kamen wohl ein paar elende Berenheuter nach einander / und fragten etwa nach einen Schelmen / den sie verlohren hatten / aber zum Sauffen ist keiner da gewesen.
HUGO. Vorgestern waren etliche da / ich halte die Weiber haben einem das Sauffen geseegnet / daß sie nun der Kurtzweile vergessen werden.
MIERTEN. Ihr Leute verzehlet euch nicht / es war ja gestern wie die Weiber kamen.
LIEBHOLD. Wie kan doch ein Bauer flugs einen Tag aus dem Calender verliehren.
FRANCE. Ich bin ja denselben Tag da gewesen / und das war vorgestern.
HUGO. Und ich weiß am besten / wie mir der Kopff von Biere ist wüste gemacht worden.
MIERTEN. Hört doch ich bezahlete euch ja mit lauter kleinen Gelde.
LIEBHOLD. Ich bin ein Gastwirth / wenn das Geld einmahl bezahlet ist / hab ichs vergessen / und es ist doch nicht wahr. Gehet ab.
MIERTEN. Herr / so müst ihr euch besinnen.
FRANCE. Ja ja / ich habe mich besonnen / daß alle versoffne Bauer Schelmen seyn. Geht ab.
MIERTEN. Und ihr weist auch nicht / was euch gestern geschehen ist.
HUGO. Was vorgestern geschehen ist / davor hab ich dir zehen Prügel auff den Leib gewünscht. Geht ab.
KARSTEN. Nu wie bestehestu?
MIERTEN. Ich beruffe mich auff mein Gewissen.
MICKE. Dein Gewissen wird nicht viel gelten / wo die Zeugen so ausreissen.
Ausgewählte Ausgaben von
Der niederländische Bauer
|