[102] Rudolf, Wentzel. Hernach Zbisla, ein Böhmischer Semmelkrämer, Jarosla, ein Böhmischer Wursthändler, Bruno, ein Münch von Zittau.
RUDOLF. Wo muß doch unser INSPECTOR seyn hinkommen? er soll vor uns Sorge tragen / und da wir seiner am meisten benöthiget sind / so lässet er sich nirgends antreffen.
WENTZEL. Ach ich sterbe / so hungert mich.
RUDOLF. Mich hungert auch mein König / wo die Noth grösser wird / so müssen wir Wurtzeln essen.
WENTZEL. Ach der Speise bin ich ungewohnet / ich muß gewiß sterben.
RUDOLF. Vielleicht kömmt noch jemand der uns helffen kan.
Sie gehen auff die Seite.
ZBISLA. Ich halte / der Hencker hat die Pfuscher gemacht: Was hatten wir sonst vor einen Marckt mit unsern Semmeln / die Leute thaten / als wenn sie uns selber mit fressen wolten / aber itzund lassen sie uns die Waare über dem Halse fein altbacken werden / und das machen die elementschen Pfuscher / daß ein jedweder Berenheuter will Semmel backen / da hab ich nun mein liebes Gut beysammen / aber wo mir der kleine Edelmann begegnet / der kriegt nichts / der frembde Herr hat mich schon gewarnet.[103]
RUDOLF. GOtt helff euch lieber Freund.
ZBISLA. Was dürfft ihr sprechen GOtt helffs / hab ich doch nicht genieset.
RUDOLF. Wir bedürften das Glücke allemahl. Doch wer seyd ihr?
ZBISLA. Was werd ich seyn / ich bin ein Kauffmann / ihr sehts an meinem Korbe wohl / daß ich kein Fischer bin.
RUDOLF. Ach in dem Korbe ist Brod / seyd doch gebeten / und last uns was zukommen.
ZBISLA. Je du elementscher Schelme / du darffst mir nicht viel / ich schlage dich zu Gott es Boden / solstu meine Semmeln Brod heissen?
RUDOLF. Ach was muß ein Mensch in der Hunger- Noth erdulden! So gebt uns doch von der Semmel.
ZBISLA. Das ist mir auch ungelegen / es sieht bey solchen verschammerirten Herren gar Berenheutrisch aus / wenn sie betteln wollen.
WENTZEL. Ach hertzlieber Mann / es soll euch bezahlet werden / gebt mir nur eine halbe Semmel / sonst muß ich sterben.
ZBISLA. Es wird ein schrecklicher Schaden seyn / wenn das Ungeziefer in schönen Kleidern gar aus der Welt wäre / so hätten die Bauern die besten Tage.
WENTZEL. Ach erbarmet euch doch / ich will die Semmel bezahlen.[104]
ZBISLA. Du kriegst nichts / wo du mich angreiffen wilst / so will ich dir eine Semmel geben / die dir nicht schmecken soll. Geht ab.
WENTZEL. Ach das ist ein armer König / der in seinem Lande nicht über einen bißen Brod zu befehlen hat.
JAROSLA kömt. Gevatter ZBISLA wo führt euch der Hencker so bald hin? Ich sehe niemanden. Ihr Leute / ist euch niemand mit dem Semmelkorbe begegnet?
RUDOLF. Ja er kan nicht weit seyn. Aber wo wollt ihr mit den Würsten hin?
JAROSLA. Nein / wenn sich doch ein solcher junger Schneffler um meine Würste unbekümmert liesse.
RUDOLF. Wir müssen uns drum bekümmern / wir sind der Waare benöthiget / und wir weiten sie gerne bezahlen.
JAROSLA. O meine Bauerwürste schicken sich nicht vor solche grosse Junckern.
RUDOLF. Last ihr uns davor sorgen / ob sie uns anstehen.
JAROSLA. Wenn ich aber nicht will / die Würste sind meine. Höre du Müßiggänger / wilstu einmahl was in der Noth haben / so schaffe dirs in der Zeit / ich verdiene mein Brod deßwegen nicht auff der Strasse / daß ich solche Bauerschinder mit Würsten aushalten soll. Geht ab.
WENTZEL. Ach die Hoffnung ist wieder vergebens / wo mir niemand zu essen geben will / so fall ich da nieder.
RUDOLF. Da kömmt ein heiliger Mann / der wird uns wohl helffen.[105]
BRUNO kömmt. Nun das heist gefochten / ich habe die Bauren brave um Eyer / um Butter / um Käse / um abgerührte Kirschen / um Meel / und um andre Dinge betrogen / ich dencke / ich will mein Kloster nun wieder verproviantiret haben.
RUDOLF. Meine Dienste dem Herrn.
BRUNO. Großen Danck.
RUDOLF. Ich sehe er hat stattliche Lebens-Mittel zusammen gebracht.
BRUNO. Ja die Leute haben unserm Kloster was zu Gute gethan / ich wolte es nicht nehmen / sie drangen mirs mit Gewalt auff / und ehe ich Zorn verdienen wolte / so muß ich mich so beschweren lassen.
RUDOLF. Habt ihr nicht was übrig / das ihr uns mittheilen könnet?
BRUNO. Da behüte mich der heilige FRANCISCUS davor / daß ich dem Kloster-Gute was entwenden wolte.
RUDOLF. Es soll nur geliehen seyn / wir stecken in der Noth / und können uns selbst nicht helffen.
BRUNO. Ich darff auch nichts verleihen.
RUDOLF. Ihr werdet uns nicht verderben lassen.
BRUNO. Ich sag es noch einmahl / ich kan euch nicht helffen. Ist euch aber mit einem Segen gedienet / den kan ich euch wohl zurücke lassen. Geht ab.
RUDOLF. O du Berenheuter / wäre dein Segen einen faulen Käse werth / so würde er uns nicht zu gute kommen.[106]
WENTZEL. Ach ich sehe wohl / daß mir niemand helffen kan / ich werde gantz matt / da will ich mich niederlegen / und da will ich sterben.
RUDOLF. Mein König / hier können wir nicht bleiben.
WENTZEL. Bleibt wo ihr wollt ich kan nicht weiter.
RUDOLF. Nun so bleib er doch hier / ich will mich nach unsrer Gesellschaft umsehen / ob etwan noch was zu rathen ist. Geht ab.
WENTZEL. Ach weh / wie hungert mich. Er legt sich nieder und entschläfft.
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