Erster Auffzug.


[158] Poto, Sbinko, Landstände auff Wentzels Seite. Lesko, Heyno, Soldaten. Hernach Christoffel, der Heldermeister von Zittau.


POTO. Die Spur soll uns nicht betrügen.

SBINKO. Ist der König entführet worden / so soll er auch wieder gesuchet werden.

POTO. Gottlob / der Hauptfeind ist gedemüthiget worden.

SBINKO. Die Tyrannische Königin ist in ihrem Vorhaben betrogen.

POTO. Und wer ein redliches Geblüte noch bey sich im Hertzen hat / der wird der allgemeinen Sache beystehen.

SBINKO. Und dessentwegen wird das arme Königreich nach so vieler Verfolgung ein Jubelfest nach dem andern CELEBRIren können.

POTO. Doch wir werden hier den rechten Weg nach Zittau getroffen haben.[158]

SBINKO. Wo uns die Wegweiser nicht betrogen haben / so können wir nicht fehlen / doch es gilt noch eine Frage. Hört guter Freund ist das der rechte Weg nach Zittau?

CHRISTOFFEL. O ja sie kommen gar recht.

SBINKO. Wo sind wir jetzund?

CHRISTOFFEL. Je das ist der Eichgraben.

SBINKO. Wer seyd ihr?

CHRISTOFFEL. O ich bin der Heldermeister von der Sitte / da soll ich in dem Eichgraben / nach den Teichen sehen / ich weiß nicht / was mir der Teichwärter vor Narrenpossen macht / daß man immer zu lauffen und zu rennen hat.

SBINKO. Ich sehe ihr habt in dieser Gegend viel Fische.

CHRISTOFFEL. O ja / wenn man vor Schelmen und Dieben was behalten kan / so muß man noch mit vorlieb nehmen.

SBINKO. Aber giebt es was neues in der Stad?

CHRISTOFFEL. Ich war wohl gestern zum Biere drinne / ich wüste aber nicht / daß ich was gehöret hätte.

SBINKO. Sie sprechen ja / der junge König aus Böhmen soll sich da auffhalten.

CHRISTOFFEL. Die Leute wollen wohl davon munckeln / wir wollen aber hoffen / es soll nicht wahr seyn.

SBINKO. Seht ihrs nicht gerne / daß ein König bey euch Herberge sucht?[159]

CHRISTOFFEL. Wenn ich nach meinem albern Verstande reden soll / so sehe ichs nicht gerne. Denn solche grosse Herren wollen gar köstlich TRACTIret seyn / und wenn der Pappe einmahl anprintzelt so hatte man nur Schande und Spott zum Lohne.

SBINKO. Ihr kennet euren König noch nicht / der liebe Herr wird alles gar gnädig auffnehmen. Aber wo es Anstand mit den Teichen hat / so erweiset ihr uns einen Gefallen / wenn ihr uns den Weg zeiget.

POTO. Es soll euch an einem guten Trinckgelde nicht fehlen.

CHRISTOFFEL. Ja ja wir Heldermeister gehen gerne ums Wasser / aber dem lieben Bier seyn wir desto günstiger.

POTO. Es soll nicht bey dem Biere bleiben / wo ihr itzo dem Könige treu und redlich dienen wollet / so seyd versichert / ihr solt Heldermeister zu Prage werden / und da solt ihr euren Wein dazu trincken können.

CHRISTOFFEL. Ich habe wohl immer gehört / wer in der Küche viel Fische hat / der muß sich die Kehle zum Weine gewehnen / es hat nur bißhero nicht seyn wollen.

POTO. So lebt ihr gleichwohl so mäßig / und trincket keinen Wein?

CHRISTOFFEL. Ich könte wohl / aber der Brantwein liegt ein bißgen breiter / wenn ich drey Gröschel habe / so kan ich weiter mit langen / als wenn ich Wein trincke.

POTO. Nun / drum seht auff eure Belohnung / was wir euch sagen werden / und was die Soldaten thun sollen / darinne steht uns bey.[160]

CHRISTOFFEL. Ich will sehen / wie weit sich meine COURAGE erstrecken wird.

POTO. Ihr habt euer Glücke itzund in euer Gewalt.

SBINKO. Doch es sind bald etliche Worte geredt / und etliche Schritte versäumet / weist uns nur den Weg / unter dem Thore wollen wir selbst wissen / wie wir nachfragen sollen.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 158-161.
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