Fünffter Aufftrit.


[65] Pasqvella, Zeppa, Villanella, hernach Allegro: endlich Formaggio.


ZEPPA. Frau Schwägerin / Frau Oberstin / nun sind wir auch einmahl was worden.

PASQVELLA. Ja als ich meinen Mann / nunmehr meinen Herren Obersten nahm / so hätt ich mir solche Ehre nicht träumen lassen.

VILLANELLA. Nu nu / jhr lieben Kinder / sehet nur / daß jhr fein lange dabey bleibt.

ZEPPA. Ha / ha / dabey bleibt: wer wil uns die Ehre wieder nehmen? ich bleibe nun die Zeit meines Lebens eine Fürstin.

PASQVELLA. Und ich werde noch eine Königin.

VILLANELLA. Ach gesegnet sey mein Leib / der solche statliche[65] Kinder gebohren hat. Nun wil ich gerne sterben / weil ich doch keine grössere Freude mehr in der Welt erleben kan.

ZEPPA. Es muste so seyn: damit werden wir zu grossen Leuten. Ach / wie wil ich nun den Bluthunden befehlen / die mich sonst vor einen Hund ansahen. In wenig Tagen soll ein Silbernes Stücke mein geringstes Kleid seyn / und welche Perlen nicht so groß als Haselnüsse seyn / die wil ich mit Füssen treten.

ALLEGRO kömt mit seinen Burschen / haben alle brennende Späne in Händen. Aus dem Wege / wer sich nicht wil ein Zeichen an den Backen brennen lassen. Es geht itzt über des Zöllners Hauß; dem fehlt nichts mehr / als der rothe Hahn auf dem Dache / der soll jhm nun sehr zierlich darauff gesetzt werden.


Er komt den Weibern ziemlich nah.


PASQVELLA. Gemeiner Lumpen Kerl / wilstu deine Obrigkeit nicht kennen lernen?

ALLEGRO. Ey / kömt mirs heute so gut / daß ich die liebe Obrigkeit in einem Weiber Kleide sehen kan? last euch doch fein recht beleuchten.

ZEPPA. Du Schelm / brenne deiner Gnädigen Frauen nicht die Augen aus.

ALLEGRO. Je du gnädige Mistfincke! wenn ich dir nun die Augen ausbrennte / und klebte die Lücken mit Leime zu / wem hätte ich doch unter den vornehmen Leuten was zu Leide gethan?

VILLANELLA. Wir werden das nicht leiden können.

ALLEGRO. Alte Mutter / euer Leiden wird in der Welt am längsten gewehret haben: und was jhr vor funffzig Jahren gelitten habt / das ist nun vorbey / und komt nicht wieder: wolt jhrs nicht glauben / so nehmt den Rispel zu Pfande.

ZEPPA. Wer mich angreifft / dem kan ichs nach mei nem Gefallen verzeihen. Aber was meiner Frau Schwieger-Mutter geschieht / dabey laß ich mein Leben. Gib dein Licht her.

ALLEGRO. Ich dachte die Wachs-Kertze. Junge geh doch[66] flugs / und hole ein Licht / daß wirs in die finstere Laterne stecken.

ZEPPA. Bin ich eine finstere Laterne / so bistu ein Qverbalcken an den hellen lichten Galgen.

ALLEGRO. Jhr Kinder / geht mit euren Fackeln nein / daß jhr nicht schaden nehmt: denn es ist eine gefährliche Schlacht vor der Thür.

PASQVELLA. Du Hund / gläubstu nicht / das mein Mann der oberste in der Welt ist?

ZEPPA. Du Bernheuter / gläubstu nicht / daß mein Mann nach den Obersten der vornehmste in der gantzen Welt ist?

VILLANELLA. Du Schelm gläubstu nicht / daß ich eine Matrone bin?

ALLEGRO. Ich verwirre mich unter den vornehmen Leuten / und ich weiß nicht / wo ich zurücke soll.

PASQVELLA. Das soltu wissen / wenn ich mit meinem Manne zu Bette gehe / so schläfft ein Staats- Mann bey mir.

ALLEGRO. Und wenn ich mit eurem Manne zu Bette gehe / so schläfft ein Narr bey dem andern.

ZEPPA. Ich wil dir ein Bad bestellen / laß mich zu meinem Herren kommen.

ALLEGRO. Ja / ja / ich habe die Zeit meines Lebens zwey mahl gebadet / so viel als ich von meiner Sel. Frau Mutter verstanden habe. Wil mir jemand die Ehre wiederum umsonst anthun / so bin ich als ein armer Diener zu frieden.

PASQVELLA. Du tummer Kerl / laß dich doch berichten. Der Durchläuchtige Masaniello ist mein Mann.

ALLEGRO. Aber jhr seid nicht seine Durchlauchtige Frau? ich hab jhm geschworen als einen Obersten getreu zu seyn: aber das mir seine Frau commandiren soll / das glaub ich nicht. wer lange Hosen hat / der ist nicht meine Obrigkeit.

FORMAGGIO kömt gelauffen. Frau Schwägerin / Frau Mutter / Frau Schwester / ach sie kommen so bald es möglich ist. es giebt in den Häusern so schöne Beute von Geld und andern Sachen / und doch wil der Herr Schwager alles verbrennen[67] lassen. O helfft doch retten / es ist ja besser / daß wir und unsre Kinder was davon geniessen / als daß das schöne Reichthum mit einander vor die Hunde geht.

PASQVELLA. Ich kenne den Starr-Kopff / er läst sich nichts einreden.

FORMAGGIO. Doch müssen wir etwas versuchen.

PASQVELLA. Ich muß vor diesen Buben hier straffen lassen.

FORMAGGIO. Ey es giebt genung zu straffen / kommt daß wir unser Reichthum nicht versäumen.


Sie gehen ab.


ALLEGRO. Das war ein Ebenbild von einem artigen Frauen-Zimmer. Vor etlichen Tagen wahren jhre Männer nur Fischer-Knechte / und sie danckten GOtt / wenn sie des Tages etliche Pfennige zum besten hatten. Nun reden sie von lauter Fürstlichen und Königlichen Sachen: da wollen sie mit gestückten und verbremten Kleidern prangen. Ach wie wohl weiß der liebe GOtt sein Regiment zuführen! daß er in der Welt so viel arme Leute leben läst: denn er sieht wohl / wie so gar wenig Leute sich in das Reichthum schicken können / und wie stoltz eine arme Frau werden kan / wenn sie nur zwey Tage was vornehmes gerochen hat. Doch siehe da / meine Fackel ist gar finster worden / ich werde meine Compagnie wieder ausstaffieren / daß ich in den heilsamen Hauß-Stürmen nicht der letzte bin.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 65-68.
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