Achtzehnder Aufftrit.


[111] Die Vorigen / item Mattheo mit seinem Anhange /welcher Caraffa geschleppet bringen.


MATTHEO. So komme doch du verfluchte Bestie / damit dich unser Herr auch ansehen kan.

CARAFFA. Ach warum werd ich so geplaget? Tödtet mich nur / daß jhr mein Blut auf einmahl sauffen könnet.

MATTHEO. Du solst mit dem Sterben schon bedacht werden / wenn die nöthigen Ceremonien werden vorüber seyn.

CARAFFA. Jhr Hunde / habt jhr ein Hertz mich zu qvälen / so wird ja ein Schelmisches Messer vorhanden seyn / das mich erstechen kan. Nun seh ich erst / daß ich unter Schelmen und nichtswürdige Holuncken gerathen bin.

FORMAGGIO. Du verfluchtes Läster-Maul / die Worte sollen dir bald verboten werden.


Er schneidet jhm mit einen Messer den Kopff ab.


MATTHEO. Ey das geschach zur Unzeit.

FORMAGGIO. Das Läster-Maul hätte doch nicht geschwiegen / so hat er sein Recht.[111]

MATTHEO. Ja / so hat er seinen gnädigen Tod.

FORMAGGIO. Ich wolte / daß alle meine Feinde die ser Gnade geniessen solten. Doch wo ist eine Stange / daß wir den Kopff darauff stecken können.


Die Stange wird jhm gegeben.


MATTHEO. Das Aaß wird nicht wieder lebendig / der Kopff gehöret vor unsern Herrn Obersten / wer sich in den Rumpff theilen wil / der hat volle Gewalt.


Er wird hinein geschlept.


FORMAGGIO. Herr Schwager / Herr Oberster / hier ist der verfluchte Kopff / der sich über seinen Bubenstücken zu Tode geblutet hat.

MASANIELLO. Zu früh / zu früh. Er war in unserer Gewalt / nun ist er uns entlauffen. Doch last mich das boßhafftige Haupt recht betrachten.

FORMAGGIO. Es scheinet / als wenn es auch im Tode noch die leichtfertigen Minen nicht abgeleget hätte.


Es wird dem Masaniello vorgehalten.


MASANIELLO. Sieh da / solten dir zu gefallen mehr als hundert tausend Seelen zu Grunde gehen? Bistu der Banditen Patron? bistu der Gifftmischer / dessentwegen sich so viel tausend unschuldige Kinder hätten sollen zu Tode sauffen? Kom her / und heiß mich nun / du Bluthund. Wilstu nicht / so wird dir ein Qvartier an einem vornehmen Orte bestellet werden. Auff / und legt es in ein Eisern Gegitter / damit man es neben einem Fusse über den Stadt- Thore zum ewigen Gedächtnis auffhencken könne. Jhr aber / jhr meine Getreue / nehmet ein Exempel / wie leicht die Göttliche Straffe die heimliche Boßheit heimsuchen / und aus den verborgensten Winckel zum gerechten Verdamnis befördern könne. Stecket auch neben den verfluchten Kopffe noch anderthalb hundert Banditen Schädel / damit die Nachwelt die Caraffische Gesellschafft erkennen möge. Im übrigen bleibet es bey den Befehle mit den langen Kleidern. Ingleichen schaffet / daß ein jedweder Bürger des Nachts / vor seinem[112] Hause Licht und Feuer halte / wofern er von uns mit Feuer nicht wil heimgesuchet werden.

MATTHEO. Aber sollen wir dem Vice-Roy noch länger zusehen / der ohne Zweifel gute Wissenschafft von dieser Verrätherey gehabt hat?

MASANIELLO. Wir wollen von seiner Person das beste hoffen. Doch weil es sich zu keinem Vertrage wil ansehen lassen / so gebet achtung / daß keine Victualien in das Schloß geführet werden: Ingleichen hauet die Wasser-Röhre ab / daß sie vor Durst verschmachten müssen. Im übrigen bedenckt / daß auf unsere tapffere Beständigkeit die gantze Wohlfart von Neapolis gegründet ist.


Geht ab.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 111-113.
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