Dreyzehnder Aufftrit.


[140] Salvador, Laudato.


SALVADOR. Mein Herr / das war ein trauriges Spectacul, daß ein gemeiner Kerl in Gegenwart der hohen Obrigkeit Gesetze machen kunte.

LAUDATO. Und das war ein frölicher Anblick / daß der verfluchte Bube sein Kleid selber zerreissen muste.

SALVADOR. Es geschahe dem Adel zum Schimpffe / er wil nicht / daß ein Silber-Stücke über uns commandiren soll / er wil lieber mit Fischer Hosen aber unsern Nacken hergehen.

LAUDATO. Ich spüre es an jhm / daß er im Kopffe muß verwirret seyn / und ich halte / wenn das Volck seiner wird[140] überdrüßig werden / so werden sie dem Narren vom Brodte helffen / ehe wir das Schwerdt ausziehen dürffen.

SALVADOR. Es lässet sich hören: aber als ich in die Schule gieng / da war ein Sprüchelgen gar gemein: Non deficit alter.

LAUDATO. Es wird niemand diesem Menschen gewachsen seyn. Der Fischer-Knecht hat Wunder gethan / aber wo haben wir in allen Historien ein gleiches Exempel?

SALVADOR. Viel Wachen / wenig Essen / und viel Sorgen machen auch einen klugen Kerlen zum Fantasten.

LAUDATO. Ich höre / wenn er sich nach Mitternacht zu Bette geleget hat / so hat er in einer Stunde die Frau mit dem Ellbogen in die Seite gestossen / und dabey gesagt: Was / können wir schlaffen / und wir sind Herren von Neapolis?

SALVADOR. Ich wünsche jhm das Glücke eines rasenden Hundes / der sich gemeiniglich nach dem neundten Tage zu tode lauffen muß.

LAUDATO. Ich setze noch acht Tage / so wird das trotzige Volck vor Furcht und Angst wiederum erzittern / ja es wird dem Adel gute Worte geben / daß nur jemand aufftrit / welcher jhnen befehlen wil.

SALVADOR. Wir wollen vernehmen / was auf dem Castel dessentwegen passiret.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 140-141.
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