Anderer Aufftrit.


[181] Petronella. Blandina. Cyriax. Lampert. Hernach Urselchen.


CYRIAX. Gute Zeitung ihr lieben Weibergen! Die Grafen sind kommen.

LAMPERT. Sie sind schon im Wirthshause und in drey Tagen sollen ihre Pferde / Wagen und köstliche Kleinodien nachkommen.

CYRIAX. Nun mögen wir zusehen / ob uns die Gelegenheit bescheret ist.

LAMPERT. Wir wollen hoffen der Doctor wird uns nicht betrogen haben.

CYRIAX. Nun ihr Weibergen habt ihr nichts darzu zu sprechen?

LAMPERT. Und schickt ihr euch nicht allmählich / daß ihr die Tochter unterrichtet / wie sie mit den Grafen reden sollen?

PETRONELLA. Es ist mir immer / als wenn ichs noch nicht gläubete.

BLANDINA. Und ich weiß viel wie man sprechen soll / wenn ein Graf zur Jungfer kömmt.

CYRIAX. Nun nun / wir müssen doch sprechen / Ehrenvester Herr Grafe.

LAMPERT. Ich dencke immer der Titul wird noch zu schlecht seyn. Wir werden wohl müssen zubeissen / hochweiser Herr Grafe.

PETRONELLA. Sonst wäre es gar ein feiner Titul / wenn wir sprächen Herr Grafe / Ihr Ehren Tugenden.

BLANDINA. Wie einmahl der vornehme Officirer dreymahl bey uns[181] durch zog / den musten wir / halt ich / gar Ihre Pestilentz heissen.

CYRIAX. Wir wollen sie tragen / wie sie wollen geheissen seyn / so dürffen sie uns keine Schuld geben.

LAMPERT. Müssen sie es doch leiden / wenn der Gastwirth fraget / wie sie wollen tractiret seyn.

CYRIAX. Und das sage ich / wenn sie um unsere Kinder anhalten / so wollen wir keine Bedenckzeit nehmen / und wollen flugs Richter und Schoppen lassen zusammen kommen / daß die Ehestifftung in ein recht Buch geschrieben wird.

LAMPERT. Ja freylich müssen wir uns in acht nehmen. Aber in welch Buch wird es geschrieben? Ins Tauff-Buch schickt sichs nicht / sie dächten doch die Kinder liessen bald tauffen.

CYRIAX. Ins Leichen-Buch schickt sichs auch nicht: Sie dächten die Kinder solten sterben.

LAMPERT. Ich weiß wohl in der Kirche haben sie ein Wunder-Zeichen-Buch / da wird alles hinein geschrieben / was die Zeitungs Sänger bringen / wenn die weissen Männel erschienen sind / und wenn die Bauern zu Zickelshausen einen Irrwisch erschlagen haben.

CYRIAX. Wie schickt sich aber die Freyth in das Buch?

LAMPERT. Das ist wohl ein Wunder-Zeichen / wenn ein Graf zu unsern Töchtern auff die Freyth kömmt.

CYRIAX. O wir dürften uns nicht selber verachten: Die Grafen sind gleichwohl Menschen / und bey den Hochzeiten wird kein neues Wunder-Zeichen vorgehen.

URSELCHEN kömmt gelauffen. Ach hertze Frau Mutter wie bin ich erschrocken?

PETRONELLA. Nun du thummes Ding / du kanst mich auch erschrecken.

URSELCHEN. Ach es seyn zwey Herren im Hause.

PETRONELLA. Ist denn das was neues / wenn zwey Herren in unser Haus kommen?

URSELCHEN. Ja sie sprechen sie seyn gar Grafen / und sie wollen mit gantzer Gewalt in die Stabe herein.

PETRONELLA. Ach laß sie kommen / laß sie kommen solche Gäste kriegen wir nicht alle Tage. Flugs gehe und thue fein erbar.


Gehet ab.


BLANDINA. Nun ihr Männer helfft mir ein bißgen zurechte schicken / daß wir die fremden Gäste auch fein setzen können.


Quelle:
Komödien des Barock. Reinbek bei Hamburg 1970, S. 181-182.
Lizenz:
Kategorien: