[206] Im Jahr Christi 1415. als Kayser Sigismund Krieg wider die rebellische Walachen führte; und aber das Unglück hatte, daß er die Schlacht verlohre, bliebe unter andern verwundten auf dem Platz auch liegen ein gemeiner Soldat; dem Ansehen nach vor diesem ein liederlicher Gesell; aber doch kein schlechter Liebhaber Mariä. Bey dieser Schutzfrauen hatte er allezeit inständig angehalten, sie wolte ihn doch nicht ohne Beicht sterben lassen, welche Gnad er auch folgender Massen erhalten. 2. oder 3. Jahr nach gehaltener Schlacht geschahe es, daß gedachter Kayser mit seinem Kriegs-Volck neben dem Platz fürbey zoge, allwo die Schlacht gehalten worden. Da hörten dann die Soldaten aus einem Hauffen der auf einander liegenden, und bis dahin noch unbegrabenen todten Leibern der Erschlagenen eine klägliche Stimm, dieses Innhalts: JEsus! Maria! JEsus! Maria! alle so diese Stimm hörten, erschracken hierüber, und hielten deswegen still, erwartend, von wem sie dann herkäme, und was sie wolte? und als die Stimm sich abermal hören liesse, giengen sie zu dem Hauffen der todten Leiber hin, sahen hin und her, wo dann die Stimm herkommen müsse. Und siehe! sie erblickten endlich den Cörper des erschlagenen Soldaten, der bis an das Haupt schon gantz ausgedigen war. Wie das noch lebende Haupt die Soldaten mit Forcht und Verwunderung eingenommen, um sich herum stehend gesehen, fienge es an also zu reden: Was stehet ihr voll der Verwunderung um mich her? wisset, daß ich ein Catholischer Christ, und vor diesem unter Kayser Sigmund ein Soldat gewesen; an diesem Ort aber tödlich verwundet worden, und unter denen Todten liegen geblieben: wäre auch gleich gestorben, wann mich nicht die Mutter GOttes so lang beym Leben erhalten, bis ich meine Sünden, in welchen ich gestorben, wurde gebeichtet haben. Dann um diese Gnad hab ich sie gebetten, da ich noch gesund war. Also dann bitt ich euch, ihr wollet doch einen Priester zu mir kommen lassen, der mein Beicht anhöre, und mich von meinen Sünden ledig spreche. Als man ihn gefragt, wie er doch diese unerhörte Gnad um die Mutter GOttes verdient hätte? sagte er: wie daß er im Brauch gehabt, Jährlich die Fest-Täg von unser lieben Frauen in sonderbaren Ehren zu halten, und zu diesem End den Tag vorher in Wasser und Brod zu [207] fasten, damit er auf solche Weis die Gunst Mariä gewinnen möchte. Als man diese Antwort vernommen, schickte man unverzüglich nach einem Priester; den man auch bald in einem nächst gelegenen Dorf gefunden. Dieser bliebe nicht lang aus; hörte das noch lebende Haupt-Beicht, und ertheilte ihm die heilige Absolution. Welches als es geschehen, verliesse die Seel das Haupt, und floge ohne Zweifel den geraden Weeg zu ihrer allergnädigsten Patronin, und Erhalterin in den Himmel hinauf.
Bonfinius in Histor. Hungar. Decade 3. Lib. 3. ad. Annum Christi 1415.
O mächtige Jungfrau! wie weit erstreckt sich deine Güte gegen denen, die dich beständig verehren! O glückselige Liebhaber Mariä! was Hilf! was Schutz! was Trost findet ihr bey dieser mächtigen Jungfrauen! O Himmel! O Erden! ergießt euch in das Lob dieser Jungfrauen. Peiset sie; erhebt sie: aber bekennet auch zugleich, daß sie alles Lob weit übersteige: wie es die Catholische Kirch gern bekennt in denen Tag-Zeiten von dieser unvergleichlichen Jungfrauen, sich folgender Worten gebrauchend: heilige, und unbefleckte Jungfrau! ich weiß nicht, wie ich dich genug loben solle: weilen du in deinem Leib hattest geschlossen denjenigen, den so gar der Himmel nicht hat fassen können. O unvergleichliches Lob! wie gönnen wir dir selbiges von Hertzen! O mächtige Jungfrau! O gütige Jungfrau! seye unser ingedenck: und lasse uns nicht sterben, wir seyen dann mit deinem Sohn versöhnt.