Tretet an, gebräunte Kinder,
Folgt in guter Ordnung mit den Waffen in der Hand;
Habt ihr die Pistolen? Sind die Äxte scharf geschliffen?
Pioniere! Pioniere!
Denn wir dürfen nicht verweilen,
Wir marschieren, ihr Geliebten, wo am nächsten die Gefahr.
Wir, die jungen sehnigen Rassen, auf die alle sich verlassen,
Pioniere! Pioniere!
Heil! Ihr Jungen aus dem Westen!
Ungeduldig, voller Tatkraft, voller Männerstolz und treu,
Schon seh ich euch vorne in den ersten Gliedern schreiten,
Pioniere! Pioniere!
Ruhen aus die alten Rassen?
Sinken sie mit ihrer Lehre, müde hin Jenseits der See?
Unser wird die ewige Arbeit und die Last und auch die Lehre,
Pioniere! Pioniere!
Hinter uns liegt das Vergangene,
Vor uns eine neue weitere Welt und wechselvoller,
Frisch und stark ergreifen wir sie, Welt der Mühsal und des Marsches,
Pioniere! Pioniere!
[1]
Senden unsere Bataillone
In die Schluchten, durch die Pässe, zu den Bergen steil empor,
Wir erobern, fassen, halten, wagen unbekannte Wege,
Pioniere! Pioniere!
Fällen Urwald-Riesenstämme,
Quälen Ströme, dämmen Flüsse, reißen tief die Minen auf,
Messen weite Bodenflächen, furchen jungfräuliche Erde,
Pioniere! Pioniere!
Männer wir von Colorado,
Von der Berge Gipfelhöhen, von den Sierras und Plateaus,
Von den Gruben und den Schleusen, von des Steppenjägers Pfad,
Pioniere! Pioniere!
Von Nebraska, von Arkansas,
Aus dem Innersten des Landes, von Missouri, Festlandsblut,
Alle reichen sich die Hände, aus dem Süden, aus dem Norden,
Pioniere! Pioniere!
Unwiderstehlich ruhelose
O geliebte Rasse du! Ach, mir schmerzt die Brust vor Liebe,
Und voll Trauer, doch ich jauchze! O ich liebe euch ja alle:
Pioniere! Pioniere!
Hebt sie hoch die mächtige Mutter,
Schwenkt im Wind die zarte Herrin, Sternenherrin (beugt die Häupter),
Hoch die kriegerische Herrin! ernst, unbeugsam und gewappnet,
Pioniere! Pioniere!
[2]
Seht ihr, Kinder, fest entschlossen,
Bei den Scharen hinter uns: Nimmer weichen wir noch wanken!
Geisterscharen, Millionen, die uns drohend vorwärtsdrängen,
Pioniere! Pioniere!
Vorwärts! vorwärts! Marschkolonnen!
Denn Ersatz ist stets zur Stelle, reißt der Tod auch tiefe Lücken
Durch die Schlachten, Niederlagen – nimmer rasten, immer ringen
Pioniere! Pioniere!
O, im Angriff rasch zu fallen!
Müssen manche niedersinken? Ist die Stunde schon gekommen?
Nun, so sterben wir im Sturmschritt! Schließt die Reihen schnell und sicher,
Pioniere! Pioniere!
Alle Pulse dieser Erde
Fallen ein und schlagen mit uns, mit des Westens Werdegang,
Einzeln oder allzusammen, stetig vorwärts, alle für uns,
Pioniere! Pioniere!
Lebenswirren, Schaugepränge,
Alle Formen, alle Farben, alle Menschen an der Arbeit,
Die zur See und die zu Lande, Herren mit den Sklaven alle:
Pioniere! Pioniere!
Alle, die aus Liebe leiden,
Die Gefangenen in den Zellen, die Gerechten und die Schlechten,
Die Beglückten, die Bedrückten, Lebende und Sterbende:
Pioniere! Pioniere!
[3]
Ich, mein Leib und meine Seele,
Seltsam Trio, die wir tasten, wandern unsern weiten Weg,
An den Küsten, durch die Schatten, wo Gestalten uns umdrängen,
Pioniere! Pioniere!
Unsre Erde, rollend, kreisend,
Und die vielen Brudersphären, Nebelsonnen und Planeten,
Glänzend helle heitere Tage und die traumerfüllten Nächte,
Pioniere! Pioniere!
Sie sind unser, sie sind mit uns,
Für die erste Vorarbeit, weil noch Ungeborene warten.
Heute haben wir die Führung, bahnen Wege, legen Gleise,
Pioniere! Pioniere!
O ihr Töchter aus dem Westen!
Junge Weiber, ältere Weiber, o ihr Gattinnen und Mütter!
Nicht getrennt, mit uns verbunden steht ihr fest und treu zusammen,
Pioniere! Pioniere!
Sänger harren in der Prärie,
Tote Barden andrer Länder, ihr dürft ruhen nach der Arbeit.
Doch die Neuen hör ich nahen, singend unter unsern Truppen:
Pioniere! Pioniere!
Nicht zu müßigem Behagen,
Polsterkissen und Pantoffeln; nicht der stille Fleiß und Friede;
Nicht den Reichtum sicher sammeln, nicht das Ausruhn im Genießen,
Pioniere! Pioniere!
[4]
Schwelgen sie, die satten Schlemmer?
Schlafen fest die fetten Schläfer? riegeln ängstlich ihre Türen?
Unser bleibt die rauhe Nahrung, eine Decke, harter Boden,
Pioniere! Pioniere!
Ist die Nacht herabgesunken?
War der Weg zu hart und steinig, hielten wir entmutigt inne?
Nun so rastet eine Stunde, ruht in seligem Vergessen,
Pioniere! Pioniere!
Bis zum Ruf der Morgenhörner
Weit weither vor Tagesanbruch ... Horch, wie laut und klar getragen!
Auf! Nun stellt euch an die Spitze. Schnell an die gewohnten Plätze:
Pioniere! Pioniere!
Ausgewählte Ausgaben von
Grashalme (Auswahl)
|
Buchempfehlung
Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
270 Seiten, 9.60 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro