[191] Konrad von Quitzow, Wichart von Rochow, andere junge Edelleute alle in kurzen Mänteln, Barett auf dem Haupt, Dolche im Gürtel, kommen hinter den Mädchen von links gelaufen.
KONRAD VON QUITZOW eilt an die Straßenecke rechts, breitet die Arme aus. Hier an der Straße steht ein Schlagbaum, und der heißt Quitzow! Nun, schöne Jungfern, seid Ihr gefangen!
Die jungen Edelleute haben die Bühne rechts und links umstellt, so das sich die Mädchen in der Mitte befinden.
KÄTHE. Aber wir spielen nich mit!
ALLE MÄDCHEN. Ne! ne! ne!
WICHART VON ROCHOW. Ach dummes Zeug, da wird gar nich lange gefragt.
Geht auf Käthe zu und faßt sie an der Hand.
KÄTHE sich sträubend. Ihr sollt mich nich anfassen!
ROCHOW. Ziert Euch nicht![191]
KONRAD tritt hinzu. Wichart, ängstige die Mädchen nicht. Wichart tritt zurück. Warum wollt Ihr nicht mit uns tanzen, Jungfer Käthe?
KÄTHE mit einem Blick auf Wichart. Ach, der da is immer gleich tolpatschig – mit Euch – is das was andres.
KONRAD. Gut also, es ist noch lange hin bis zur letzten Glocke – was wollen wir tanzen?
GRETHE. Den Zwölfmonatstanz.
KONRAD. Dazu sind wir nicht genug.
WICHART. Den Kapriolentanz.
KÄTHE. Ne, da tanz' ich nich mit, das ist ein unanständiger Tanz.
ALLE. Der is unanständig.
KONRAD. Also wollen wir's mit dem polnischen Tanz versuchen, kennt Ihr den?
ALLE. Ne, wie is denn der?
KONRAD. Paßt auf. Seht Ihr, Tritt auf Käthe zu. zuerst die Reverenz Verbeugt sich. und Ihr habt nun die Neige zu machen.
KÄTHE verneigt sich, knicksend. So?
KONRAD. So, ja. Nun kommt das Knippen und Knappen – ich gebe Euch die rechte Hand, – da wollt Ihr nicht – dann die[192] linke – da wollt Ihr wieder nicht – dann aber beide – und da greift Ihr zu; und nun drehen wir uns. Sie machen die angegebenen Bewegungen durch.
KÄTHE lachend. Is das ein komischer Tanz!
ALLE. Aber hübsch!
KONRAD. Nun jeder Mann eine Jungfer! Sie reihen sich zum Tanz.
WICHART. Ein Mädchen fehlt!
KÄTHE zeigt auf Rieke. Da is ja Rieke Stroband noch.
ALLE. Rieke muß mittanzen!
Die Mädchen kommen in den Vordergrund gelaufen.
RIEKE. Ich will nich, laßt mich gehn.
KÄTHE. Köhne Finke, so rede ihr doch zu.
FINKE. Wenn sie nich will, denn wird sie wohl wissen, warum daß sie nich will.
KONRAD. Bist du solch ein Duckmäuser?
FINKE. Ne, Herr von Quitzow, der bin ich noch nie nich gewesen – aber alles hat seine Zeit, und jetzt is schlechte Zeit zum Tanzen.
KONRAD. Warum denn?
FINKE. Warum? Da müßt' ich Euch eine Geschichte erzählen, die[193] beinah so lang wäre, wie meine Lebensgeschichte. Aber seid einmal still – hört Ihr das?
Dumpfes Geräusch von Stimmen und Schritten von rechts; die auf der Bühne befindlichen Personen sind an die Straßenecke geeilt, blicken rechts hinaus.
KONRAD. Von Sankt Jürgens Tor kommt das her? Ein Haufen Menschen, Männer, Weiber und Kinder – alle in Fetzen und Lumpen.
FINKE. Ja, alles in Fetzen und Lumpen.
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