Fünfter Auftritt

[155] Knechte kommen aus dem Keller, bringen Stühle und Tische, stellen sie auf.


MARTIN. Und nun laßt uns sehn, was wir anbieten können – hm – da haben wir einen Meißner? Klar wie Gold?

PERWENITZ. Gib mir das Gold und behalte den Wein für dich.

MARTIN. Roter Lausitzer?

PERWENITZ. Ist schlecht geraten des Jahr.

MARTIN. Ein Gubener vom vorigen Jahr? Oder ein Krossener?[155]

PERWENITZ. Pfui Deibel, willst du damit Staat machen? Etwas anderes, Meister Martin, etwas Feines!

MARTIN zu Perwenitz, leise. Aber das is nur für Euch, Herr Perwenitz, janz im Vertrauen: da hinten in der Ecke, wißt Ihr wohl, da hab' ich noch etwas, aber etwas Feines sag' ich Euch.

PERWENITZ. Na was is es denn?

MARTIN verdreht die Augen. Ein Malvasier! Aber daß man die andren nichts davon hören; der Wein gehört schon jemandem.

PERWENITZ. Wem denn?

MARTIN flüsternd. Unserm Markjrafen.

PERWENITZ. Dem Jobst?

MARTIN wie vorhin. Ja doch – wie er's letztemal hier war in Berlin, hat er ihn gekauft, und sobald wieder Friede im Land is, soll ich ihn ihm nachschicken nach Prag.

PERWENITZ schlägt sich auf das Bein. Das is 'ne Sache! Hört mal her, Ihr Herren: im Keller unten liegt ein Faß Malvasier für den Jobst! Wir trinken ihm seinen Wein aus! Wer tut mit?

DANNEWITZ. Ich bin dabei!

ALLE. Ich auch! Ich auch!

MARTIN hält sich beide Ohren zu. Gestrenge Herr'n! Was soll ich dem Herrn Markgrafen sagen, wenn er seinen Wein haben will?[156]

PERWENITZ. Sag' ihm, die Berliner hätten ihm seinen Wein auf Abschlag ausgetrunken.

MARTIN. Auf Abschlag?

PERWENITZ. Womit hat er sich denn seinen Malvasier gekauft? Mit unsrem Geld. Wie lange ist's her? Morgen wird's ein Jahr, als er uns zusammen kommen ließ auf'm hohen Haus in der Klosterstraße, uns von Berlin und die von Kölln und Brandenburg und Frankfurt – wie ein Kalander-Bruder stand er da: »gebt mir Geld, gute Städte, gebt mir Geld« – und wir waren auch so dumm.

SECHELWEG. Fünftausend Schock böhmische Groschen.

PERWENITZ. Fünftausend Schock – Ihr müßt es wissen, Sechelweg, Ihr führt den Beutel der Stadt – und dadrauf versprach er uns was? Daß er die Schlösser mit dem Geld einlösen wollte, die er verpfändet hatte, Köpenick und Saarmund und Bötzow und Trebbin. Und wie er das Geld weg hatte, tat er was? Eingesteckt hat er unser Geld in seine hirschlederne Tasche, und nach Prag ist er damit gegangen und hat sich Malvasier gekauft, und die Schlösser – sind sie eingelöst? Ja Kuchen! Der Quitzow sitzt in Köpenick und Saarmund, wo er saß, und der Rochow in Trebbin, der Holzendorf in Bötzow, und zwicken uns unsere Leute weg – und dadrum sag' ich her mit dem Jobst seinem Wein!

DANNEWITZ. Es ist unser Wein!

ALLE. Her damit!

MARTIN. Na wenn Ihr's auf Eure Kappe nehmen wollt, mir soll's recht sein, mir soll's recht sein. Ab nach dem Keller.

RIENEKE. Das sind Männer, die Berliner, Herr Heinse Lang? Das sind Männer?[157]

LANG. Die lassen sich die Butter nich vom Brot nehmen, Herr Kaspar Rieneke.


Quelle:
Ernst von Wildenbruch: Gesammelte Werke. Band 9, Berlin 1911–1918, S. 155-158.
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