Herbstabend

[19] Der Nebelabend kühlt und feuchtet;

Die Ferne stirbt in Dämmerduft;

Mit mattem Blinzeln nur durchleuchtet

Ein Stern die wolkigtrübe Luft.


Gedämpfte Glockenlaute beben

Weich summend über Stoppelfeld;

Aus Wiesenniederungen heben

Sich dunkle Massen in die Welt.


Ein alter Pflüger mit dem Pferde

Zieht müde heim; die Pfeife glimmt;

Vom Schäferhund umtummelt, schwimmt

Mit Blöken dorfwärts eine Herde.


Mit qualmigmatter Rotglut säumt

Der Himmel sich; großleuchtend taucht

Der Mond empor ... Die Landschaft träumt

Vom Tage – schlummerüberhaucht.

Quelle:
Bruno Wille: Einsiedler und Genosse. Berlin 1894, S. 19-20.
Lizenz:
Kategorien: