Veränderte Scene.

[165] FAUST im Gefängniß. Gefangen, einer schweren Büßung Preis gegeben um eines ausgemachten Narren willen! Ist das auch ein Streich, den mir das Leben spielt? Aber der Zustand der Signora Dogaressa wird und muß sich verschlimmern; kein Mensch im ganzen Staat Venedig vermag sie zu heilen; der Doge wird mich rufen lassen, und das Mindeste, was er mir für die Heilung seiner Donna vergelten kann, wird das sein, daß er mich entspringen läßt. Horch da, der Riegel rasselt! Ich wußte wohl, daß Freiheit nicht fern sein konnte.

KERKERMEISTER tritt ein. Legt sogleich diese Kleider an statt der Eurigen, Herr. Ihr seid kein Gefangner mehr, Ihr seid ein freier beglückter Mann, wenn es Euch gelingt, die Heilung der Dogaressa zu vollbringen, zu welcher ich Euch eben führen will.[165]

FAUST. Ich folge Dir, Freund. An diesem Vollbringen ist nicht zu zweifeln.


Quelle:
Marlow, F. [d.i. Ludwig Hermann Wolfram]: Faust. Ein dramatisches Gedicht in drei Abschnitten, Neu herausgegeben und mit einer biographischen Einleitung versehen von Otto Neurath, II. Teil: Text des Faust, Berlin [1906], S. 165-166.
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