Auf-trahgs-schrift.

Denen Hohch- und wohl-ädelen, gesträngen und fästen Herren,

Hern Dionisen und Hern Mattias,

Palbizki, Gebrüdern, auf Nemiz und Warbelow Erbsassen, u.a.m.

seinen hohch-geehrten Herren, und grohsgünstigen, träu-liben fräunden, überreichet

Di Adriatische Rosemund, zum stähts-währenden andänken ihres unwürdigen Diners, Ritterhold von Blauen.

[*2b]

Meine Herren,

Wan di aufkeumende fräundschaft träu- und deutsch-gesünneter gemühter zu früchten gedeien sol, so tuht man nicht bässer, als daß si man mit den kräftigen stärk- und frucht-wassern einer sonderlichen libes-bezeugung gleich=sam begühsse, und si solcher gestalt zum fölligen wachstuhme fähig machche. Dan gleich wi ein lihblicher Rosen-stok, wan der Himmel seiner wahr-nümmet, und ihn bald mit einem sanften rägen, bald mit einem kühlen taue bei schwulem wetter befeuchtet, bald widerüm mit einem lihblichen sonnen-blikke begnadiget, ih mehr und mehr zunümmet, und seine fröliche blumen gleichsam zur dankbahrkeit gen Himmel erhöbet; so tuht auch [*3a] eine träu-gemeinte brüderliche freundschaft, welche gleiches falls,[3] ih-mehr si erräget und ermundtert würd, ih-mehr und mehr zunümmet, und sich in ihren grund-pfälen befästiget.

Solches nuhn, meine hohch=geehrte, vihl-günstige Herren, hab' ich auch beobachten wollen, und di hohe fräundschaft (welche ich mich aller dinge unwürdig schäzze) mit einer sonderlichen dihnst- und libes-bezeugung erwidern; indähm ich nähmlich gegenwärtiges bühchlein unter ihrem belihbten namen und fräund=gesünneter verträtung der gelährten und verständigen wält aus-färtige. Aber indässen, daß ich ihnen einige erwiderung ihrer gunst und freundschaft zu leisten gedänke, so mus ich si zugleich [*3b] noch mehr bemühen, und mich zu ihren dihnsten vihl verpflüchtlicher machchen, als ich schohn bin; indähm ich ihnen ein solches jung-fräulein zu verträten anbefähle, welches noch zur zeit fremd und unbekant ist, und bei unserem hohch-deutschen Frauen=zimmer gärn in kundschaft gerahten wolte. Es ist di über-irdische Rosemund, di nicht alein aus hohem bluht' entsprossen, sondern auch durch ihre angebohrne geschikligkeit und zihr zu solchem namen gelanget ist, daß man si mehr ein ängel- als mänschen=bild zu nännen pfläget; Es ist nichts irdisches und vergängliches an ihr als der hinfällige leib, welcher doch nichts däs zu weniger seiner schöhnheit und ahrtigen bewägung halben auch fast [*4a] götlich scheinet, und billich nimmer-mehr vergähen solte. Dise Schöne nümmet, auf mein guht=befünden und einrahten, ihre zu=flucht zu ihnen, und flöhet si gleich=sam an, daß si ihre dihnste däm hohch-deutschen Frauen-zimmer (welches meinen Herren, ihrer hohen geschikligkeit wägen, sehr geneugt und günstig ist) auf zu tragen geruhen wollen. Dan si hat das gute vertrauen, daß si ihr eine solche billige bitte nicht versagen wärden; und ich selbst, fohr mein teil, kan nicht sähen, wahrüm ich zweifäln solte, indähm ich wohl weus, daß si einem Frauen-zimmer, welches nicht so gahr machiavellisch-wältsälig ist, auch nicht di geringsten ehren-dihnste versagen können. Im-fal si sich aber durch dise schwachchen wor-[*4b]te ja nicht wolten bewägen lahssen, so würd si doch, allem verhoffen nahch, di schöhnheit dises götlichen mänschen-kindes verzükken, und in solcher verzükkung zu ihrem[4] wüllen aufmundtern, wo si nicht gahr steinerne gemühter und demantine härzen haben.

Kein mänsch ist ihmahls ein solcher unmänsch' und wüterich gewäsen, daß er sich fohr einem solchen lihblichen blizze nicht hätte entsäzzen sollen. Kein mänsch ist ihmahls so hart und eingezogen gewäsen, daß ihn eine solche Schöne nicht hätte verzükken und zu ihren ehren-dihnsten bewägen können: wan si nuhr ihren höhflichen und lihblichen räden das gehöhr auf einen augen-blik vergönnen wärden, so würd sich gewüs ihr gemüht bald gerühret [*5a] befünden, und diser Schönen nichts versagen können.

Si dürfen sich auch im übrigen nicht befahren, daß si das hohch-deutsche Frauen-zimmer übel entfangen würd, wan si eine aus-länderin verträhten und mit sich in ihre geselschaft führen wärden; dan si würd gewüslich ihren fleis, si zu vergnügen, nimmer-mehr sparen, und sich zu ihrer ergäzzung und lust so zu bekwähmen wüssen, daß sich auch ihre Landes-fräundinnen selbst gegen si dankbahrlich erzeugen wärden.

Was aber meine wenigkeit betrüft, so versichcher' ich meine Herren mit wahren worten, daß si mich, solche gunst und ehren=bezeugung zu erwidern, zu ihren dihnsten allezeit bereit und wül-[*5b]färtig befünden wärden; wi ich mich dan schohn fohrlängst in geheim ihnen so verpflüchtlich gehalten habe, daß ich anders nichts gewäsen bin, wi auch noch hinführ sein wärde, als

Meiner hohch-geehrten Herren


Rein-wurf, den 30.

tahg des häu-mahndes

däs 1645. Jahres.

träu-ergäbener,

stähts-wül-färtiger

Diner

R.D.B.

[*6a][5]

Quelle:
Philipp von Zesen: Adriatische Rosenmund. Halle a.d.S. 1899, S. 3-6.
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