Schertz-Gedichte

[287] Aria.


1.

Seht nur alle raus,

Ich geh ins Nachbars Hauß.

Das Mägdgen ist ein Hertzens-Dieb,

Die Pursche hat sie gar zu lieb.

Seht nur alle raus.


2.

Seht nur alle raus /

Wie fein sieht Käthgen aus,

Drum lauf ich ihr auch immer nach

Und scheue weder Spott noch Schmach.

Seht nur alle raus.


3.

Seht nur alle raus,

Es wird nichts anders draus,

Mein Kätghen bleibt mein liebstes Kind,

Dergleichen man gar wenig find.

Seht nur alle raus.
[288]

4.

Seht nur alle raus,

Ich geh zum Caffee-Schmauß,

Mein Mägdgen giest schon Waßer auf

Drum steig ich halb entzückt hinauf.

Seht nur alle raus.


5.

Seht nur alle raus,

Was wird denn endlich draus?

Ich küsse den so süssen Mund,

Machts gleich an allen Orten kund.

Seht nur alle raus.


6.

Seht nur alle raus,

Ich schleich in Käthgens-Hauß,

Betrachtet mich, so lang ihr wolt,

Ich bleib ihr doch deswegen hold.

Seht nur alle raus.


7.

Seht nur alle raus,

Ihr kennt mich auf ein Tauß;

Doch werd ich nicht dadurch gekränckt

Weil man wie Goldschmids Junge denckt.

Seht fein öffters raus.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. 287-289.
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