1922.

[1840] Mel. Nun bitten wir den etc.


1.

Liebes Lamm Gottes, Herr Jesu Christ! ich will nun singen, so wie mirs ist; denn du kennst mein herze, du weist, ich gläube von deiner tochter, schwester und weibe, was du ihr bist.

2.

Soll ich was sagen am kirchen-tag, gib mirs ins herze, was ich ihr sag von dem Marter-Lamme, das sie erkauffet, und sie mit eben dem blut getauffet, das sie erwarb.

3.

Es machte ihr auch von zeit zu zeit mehr als nur einerley hochzeit-freud, daß manch haus der gnaden worden und blieben, und viele tausend darin beklieben zu sünderlein.

4.

Was hat das Lamm nicht an ihr gethan so viele jahre in ihrem plan! und es wird sie immer so fortgeleiten, und sie verbergen in seiner seiten vor iedermann.

5.

Du theures Lämmlein, Herr Jesu Christ, wie du doch sündern so gnädig bist! Wenn ein armes würmlein nichts weiß zu sagen; geht es nur kindlich das Lämmlein fragen: Was sag ich doch?

6.

So kömt der Tröster von seinem thron, und zeuget im herzen von JESU lohn, damit fangen wir an: Ihr menschen seelen! alle herzu zu der seiten-hölen. Hier ist gut seyn.

7.

Der seligkeits-punct für alle welt, gläuben, nur[1840] gläuben ans löse-geld, daß Gott Schöpfer, als mensch, greulich zerschmissen, mit dornen und geisseln so ward zerrissen, als wärs ein wurm;

8.

Die seite aufgeschlitzt mit dem speer, daß ja am leibe nichts ganzes wär, alles war zerfleischet, zerbohrt, zergraben. Denkt, was ein mann an der braut muß haben, die ihn das kost't!

9.

Nun sitzt er da auf dem throne sein, und seine wunden die blitzen drein, und sein freundlich auge sieht die Gemeinen in ihrer markung, reinen und steinen sich maintenirn.

10.

Kirche des Lammes! ich wünschte schon, daß du möchtst stehen, bis daß sein lohn eingesiegelt wäre, der ihm soll werden, so lang die öconomie der erden bestehen soll.

11.

Mein herz erfreut sich der gnaden-wahl, wenn es gedenkt an das grosse mahl, das ich mit der kirche und ihren kindern, denen geheiligten armen sündern, geniessen soll.

12.

Dabey ist mir schon mein platz bereit; ich wills erwarten zu seiner zeit. Wenn das Lamm wird kommen, und hochzeit halten, werden wir sünder das recht verwalten beym haupt-gericht.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1840-1841.
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