Cap. 3.

[1930] 1.

Wie schimpflich ists für Christi knecht, seins Herren sinn nicht wissen recht, sich unterziehn vergebnem ding, nicht's Herren sach, und was heil bring.

2.

Wir hörn des lieben Vaters sprach durch seinen Sohn noch heut bey tag, welcher durch seinen Christ so frohn in unsern herzen drinne wohn.

3.

Durch den uns Gott ihm selbst versühnt, und uns sein göttlich werk andient; in welchem wir auch gar zu schön in Gottes vater-herze sehn.

4.

In solchem verstand und befund von Christo, wächset alle stund der gläubige mensch, und nimt zu, doch daß mans oft erinnern thu;

5.

Welchs nicht beschicht, wenn prediger noch so viel von Gott reden her auf heidnisch art, und Den GOTT nicht weisen in Christi angesicht.

6.

Denn der abglanz der herrlichkeit, und der wesentlichen[1930] wahrheit ebenbild und wort-zeichen ist niemand anders als Jesus Christ.

7.

Verläßt der prediger, die gnad im Christ zu zeigen, ist kein rath; sein volk wird immer mehr und mehr boshafter und ungläubiger.

8.

Zuletzt ohne Gott in der welt, wies mit den Heiden war bestellt, da ward auch gnug davon geredt, daß die natur Einen Gott hätt';

9.

Sie hatten aber nichts vernomm'n vom himmlischen Vater, dem fromm'n: darum sie den Gott wohl bekant doch nicht als Gott verehret hant;

10.

Bis ihnen Christus offenbart, und von ihnen geglaubet ward: worauf Sanct Paulus bringt so sehr im andern an die Epheser.

11.

Ihr waret, heißts, ihr arme leut! noch ohne Christo zu der zeit, da hattet ihr kein' hoffnung hie, war't in der welt als Athei.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1930-1931.
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