[47] Abteufpumpen, Wasserhaltungsmaschinen im Bergwerksbetrieb [1].
Beim Schachtabteufen (s.d.) sammelt sich das zudringende Wasser im tiefsten Punkte, dem Abteufen, an und muß von dort entfernt werden, um die Abteufarbeit nicht zu behindern. Wichtig ist das Abfangen der Tagewasser (s. Wasserlosung), da hierdurch die aus dem Abteufen zu hebende Wassermasse wesentlich vermindert werden kann. Bei geringer Wassermenge im Abteufen genügt das Einschöpfen des Wassers in die Schachtfördergefäße und das Heben mittels der Fördermaschine (Wassertreiben). Seit 1892 ist das Wassertreiben durch Tomson auch für Wassermengen bis zu mehreren Kubikmetern in der Minute und für große Schachttiefen ausgebildet worden [2]. Alle dazugehörigen Einrichtungen sind an Seilen in den Schacht eingehängt und können, falls der Schacht dennoch ersaufen sollte, aufgeholt werden, so daß der ganze Schachtquerschnitt für das Abbohren in totem Wasser frei wird. Gewöhnlich wird die eine Schachthälfte für das Wasserziehen eingerichtet, während die andre für Förderung, Fahrung u.s.w. dient. In den Schacht sind zwei zylindrische Wasserbehälter an je zwei Kabeln eingehängt, denen das Wasser aus dem Abteufen durch eine Zubringepumpe zugehoben wird. Diese ist ebenfalls mittels Seils an einem Kabel befestigt. Die Wasserförderung erfolgt durch zwei, mit selbsttätigen Bodenventilen versehene Wassertonnen mittels einer Fördermaschine. Die Führung der Wassertonnen im Schachte wird durch je zwei Seile bewirkt, die Entleerung über Tage in untergeschobene Gerinne geschieht selbsttätig. Das Verfahren ist bereits mit Erfolg angewendet worden für Tiefen bis zu 450 m und für Wassertonnen von 10 cbm Inhalt. Von einem in der Schachtmitte befindlichen Seile wird eine Arbeitsbühne getragen, die zur Wartung der Zubringepumpe und zum Aufenthalt der Belegschaft des Abteufens während des Schießens dient, sie ist mit den nötigen Oeffnungen für die Fördergefäße u.s.w. versehen. Bei größerem Wasserandrang können ferner maschinelle Hilfsmittel wie Pulsometer, Strahlpumpen oder Kolbenpumpen benutzt werden. Die Apparate sollen leicht beweglich sein, da sie beim Fortschreiten des Abteufens der zulässigen Saughöhe entsprechend von Zeit zu Zeit tiefergehängt werden müssen, und es bei Anwendung der Sprengarbeit möglich sein muß, sie schnell aus dem Schußbereiche zu entfernen und dann wieder in Betrieb zu setzen, sie führen daher auch den Namen Senkpumpe, Senksatz, Senkzeug. Die Abteufpumpen gießen das gehobene Wasser in besondere Behälter aus, wo es sich klärt, um dann von den im oberen Teile des Schachtes bereits endgültig eingebauten Wasserhaltungsmaschinen[47] weiter gehoben zu werden, oder sie gießen bei geringeren Schachttiefen unmittelbar über Tage aus.
Kleinere Abteufpumpen werden mittels Flaschenzügen und Ketten am Schachtausbau aufgehängt oder auf Bühnen im Schachte verlagert; die Aufhänge- und Senkvorrichtung für größere Pumpen befindet sich der leichteren Handhabung und des Raumbedarfes wegen über Tage; es werden Drahtseile an Handwinden und Dampfhaspeln benutzt. Nur bei sehr schweren Pumpen werden Hängestangen und Senkschrauben, die an über dem Schachte verlegten Traghölzern ihr Auflager haben, verwendet, auch Stützung durch hydraulische Prellen [3] mittels übergelegten Querstückes in benutzt worden. Die Hängestangen H (vgl. Figur) bestehen aus einzelnen, miteinander verschraubten Stangen, deren Länge dem Maße der Saughöhe entspricht; sie sind im Schachte senkrecht geführt und tragen mittels Querstückes die Abteufpumpe. Die obersten Stangen schließen an die Senkschrauben Sch, d s. starke, durch die Traghölzer T hindurchgeführte Schraubenspindeln, an, die durch Drehen der zugehörigen Muttern allmählich gesenkt und gehoben werden können. Eiserne Unterlagsplatten übertragen den Druck der Muttern auf die Traghölzer. Nach dem jedesmaligen Heben, und Senken werden die Abteufpumpen auf eingelegten Hölzern oder eisernen Trägern fest verlagert; dabei müssen sich die nötigen Verlängerungen der Dampf- oder Preßluftleitung bezw. des Gestänges für die Kraftübertragung und des Steigrohres schnell ausführen lassen. Das Saugrohr S, auch Schläucher genannt, besteht entweder aus teleskopartig gegeneinander verschiebbaren Rohren oder aus einem durch eingelegte Drahtspiralen verstärkten Saugschlauche, damit die Abteufpumpen, während das Abteufen einige Meter fortschreitet, auf denselben Lagern verbleiben, und auch das Wasser von verschiedenen Punkten des Abteufens fortgesaugt werden kann. Weiter bezeichnet C das Kolbenrohr, K den Kolben, G das Gestänge, V den Saugventilkasten, L den Liderkasten, St die Steigrohre und M die wasserdichte Mauerung. Bei andrer Einrichtung, die namentlich für starken Wasserzugang zweckmäßig ist, steht der Saugkorb der Hubpumpe stets im Abteufen auf und sinkt beim Fortschreiten dieses mit dem Kolbenrohre nach; dann muß die Länge des letzteren entsprechend größer sein als der Kolbenhub, damit eine Gestängeverlängerung sich nicht zu oft nötig macht.
Literatur: [1] J. v. Hauer, Wasserhaltungsmaschinen der Bergwerke, 2 Bde., mit 65 Taf., Leipzig 1879; die Entwicklung des Niederrheinisch-Westfälischen Steinkohlenbergbaues in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Bd. 4, Gewinnungsarbeiten und Wasserhaltung, Berlin 1902; Riedler, A., Die Abteufung des Max-Schachtes der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft in Kladno, Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingenieure 1892, S. 446. [2] Essener Glück auf 1899, S. 389, und 1904, S. 29. [3] Nottebohm, Preußische Zeitschr. für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen 1862, S. 241.
Treptow.