Alignement [2]

[133] Alignement heißt in der Astronomie die in jedem populären Lehr- oder Handbuch der Himmelskunde vorgetragene Methode der »Astrognosie«, sich, von einem oder von einigen wenigen Sternen und Sternbildern ausgehend, durch meist »geradlinige« Verbindungen von Sternen (Großkreise der Sphäre) unter den wichtigeren Sternen und Sternbildern orientieren zu lernen.

Auf der nördlichen Halbkugel geht man dabei gewöhnlich vom großen Bären aus; die Verlängerung der beiden »hintersten« Sterne (zweiter Größe) führt nahezu zum Nordpol und läßt den Polarstern finden (ebenfalls zweiter Größe, etwas über 1° vom Pol entfernt); eine Linie von etwa der Mitte des großen Bären über den Nordpol weg gleichweit verlängert, trifft auf das verschobene W der Cassiopeja u.s.w. Bei der Mitbenutzung von Sternkarten sind dabei solche, die Teile der Sphäre vom Mittelpunkt aus perspektivisch auf die Ebene abbilden (zentrale Projektion im engeren Sinn oder gnomonische Abbildung) die wichtigsten, weil in ihnen jeder Großkreis der Sphäre als gerade Linie erscheint und demnach mit dem Lineal gezogen werden kann. – Das Alignement am Himmel wurde und wird übrigens auch zu Messungszwecken verwendet (vgl. z.B. [1]). Die wichtigste hierhergehörige Aufgabe besteht darin, daß man die sphärischen Koordinaten des Durchschnittpunkts zweier Großkreise der Sphäre zu bestimmen hat, die ihrerseits als Verbindungslinien je zweier durch ihre Koordinaten gegebener Sternörter bekannt sind. Diese Aufgabe, in der Ebene, wo Gerade an Stelle der Großkreise treten, sehr einfach zu lösen, hat in der Sphärik eine besondere umfangreiche Literatur hervorgerufen [2]. Die Besselsche elegante Auflösung findet sich in [3]. Uebrigens könnte man zahlreiche praktisch-astronomische Aufgaben als Alignementsaufgaben bezeichnen; z.B. die Zeitbestimmung dadurch, daß man den Augenblick beobachtet, in dem zwei Sterne zugleich an einem aufgehängten Lotfaden antreten, verfeinert in der Hansteen-Döllenschen Methode der Zeitbestimmung (s.d. Art. Zeitbestimmung) mit dem (Universal- oder) transportabel Passageninstrument im Vertikal des Polarsterns: es handelt sich hier um Alignierung des Polsterns und des Zeitsterns (allgemeiner, bei der zuerst genannten gröberen Art der Aufgabe, Alignierung der zwei Sterne) mit dem Zenitpunkt des Beobachters, u. dergl.[133]

In der Geodäsie bezeichnet man mit Herstellung des Alignements oft das »Ausfluchten« von Geraden, z.B. hat man bei Basismessungen (vgl. diesen Artikel), überhaupt Längenmessungen die Meßstangen »ins Alignement zu bringen«.


Literatur: [1] Wolf, Handbuch der Astronomie, Zürich 1892, Bd. 2 (1), S. 122–123. – [2] Gut zusammengestellt ebend. Bd. 2 (1), S. 123–124. – [3] Bessel, Berechnung des Orts eines Gestirnes aus beobachteten Alignements mit Vier Sternen, (Berliner) Astron. Jahrbuch (Bode) für 1821, S. 170, aufgenommen in die »Abhandlungen«, herausgegeben von Engelmann, Bd. 1, Leipzig 1875, S. 316–317.

Hammer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 133-134.
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