[135] Böschung. Mit Böschung bezeichnet man ganz allgemein jeden an der Erdoberfläche vorkommenden geneigten Flächenteil.
Wird eine ebene Böschung B1B2B3B4 (Fig. 1) durch eine lotrechte Ebene geschnitten, so erhält man einen Profilschnitt (acc') der Böschung; der Winkel π, den die Schnittlinie ac mit der Horizontalen ac' bildet, ist der Neigungswinkel der Linie ac (Profilwinkel). Wird die lotrechte Schnittebene gedreht (z.B. um das durch a gehende Lot), so ändert sich dementsprechend der Winkel π. Fällt die Schnittlinie ac in die Richtung der Horizontalen B1B2, so wird π = 0°, von hier aus wächst π, bis er in der zur Horizontalen rechtwinklig stehenden Richtung ab und ab' sein Maximum α erreicht; dieser Winkel α sowie die Schnittlinie ab und ihre Projektion ab' sind charakteristisch für die Böschung. Der Winkel α ist der Neigungswinkel der Böschung oder der »Böschungswinkel«, die geneigte Linie ab ist die kürzeste Verbindungslinie zwischen den Horizontalen B1B2 und B3B4; sie gibt die Richtung des stärksten Falles an (Fall-Linie). Ihre Projektion a b' ist für den Höhenunterschied h ein Maßstab für die Stärke des Fallens der Böschung, sie ist ein »Böschungsmaßstab« nach der Beziehung tg α = h : l. Der Quotient h : l ist das Böschungsverhältnis, auch kurzweg Böschung (Dossierung) oder Anlage genannt; wird h : l = 1 : 1, 1 : 1,5, 1 : 2, 1 : 3 u.s.w., so hat man »einfache, anderthalbfache, zweifache, dreifache Böschung oder Anlage«. (Die konventionellen Bezeichnungen wechseln im Sprachgebrauch, z.B. n-füßige Böschung u.s.w.) Der Quotient l : h = i ist die zu der Einheit des Höhenunterschiedes h gehörende horizontale Länge (in Fig. 1 ab' wenn h = 1); man nennt sie das »Intervall« der Böschung. Dasselbe entspricht demnach dem Böschungsmaßstab. Fig. 2 zeigt die Konstruktion eines Böschungsmaßstabes; daraus können die horizontalen Projektionen für einen bestimmten Höhenunterschied h und einen bestimmten Böschungswinkel φ ohne weiteres entnommen werden. Fig. 3 gibt eine für den praktischen Gebrauch bequeme Anordnung des Böschungsmaßstabes für den Kartenmaßstab 1 : 10000 und den Höhenunterschied h = 10 m. Ergibt sich für einen Geländeteil das Böschungsverhältnis für alle Oberflächenelemente konstant, so hat man eine ebene Böschung; nimmt der Quotient h : l von unten nach oben ab oder das Intervall l : h zu, so hat man eine konvexe Böschung, im umgekehrten Fall eine konkave (vgl. Fig. 4). Aus den Böschungsquotienten für alle einzelnen[135] Böschungsflächenteilchen erhält man die »mittlere Böschung« einer topographischen Fläche, und zwar als Quotient des Areals der Fläche in das Produkt aus der Länge der Höhenkurven und dem Höhenabstand h derselben [1], [2], S. 47. Die Festlegung der Böschungsschnittlinie in kollerten Plänen s. Plan, kotierter.
Literatur: [1] Penck, Morphologie der Erdoberfläche, Stuttgart 1894. [2] Finsterwalder, Ueber den mittleren Böschungswinkel, München 1890.
Reinhertz.
Lueger-1904: Böschung [2]