Beerntung der Wiesen

[652] Beerntung der Wiesen soll stattfinden bei beginnender Blüte der Mehrzahl der auf den Wiesen vertretenen Gräser, weil in dieser Zeit das Futter einen[652] höheren Nährwert besitzt als nach der Blüte. Wird gar erst nach erfolgter Samenbildung gemäht, so geht durch das Ausfallen vieler Samen der Nährwert des Heues größtenteils verloren.

Das bei Landwirten häufig auftretende Bestreben, die Heuernte hinauszuziehen, weil durch das noch weiter erfolgende Wachstum der Gräser mehr Masse gewonnen werde, ist deshalb fehlerhaft. – Die Beerntung findet jährlich einmal (einschürige Wiesen) oder zweimal (zweischürige Wiesen) statt; drei oder noch mehr Ernten werden nur unter besonders günstigen Verhältnissen gewonnen, so in Oberitalien drei, bei den Winterwiesen (marcite) sogar bis zu sieben Schnitten. Bei den zweischürigen Wiesen heißt das Ergebnis des ersten Schnittes Heu, des zweiten Oehmd oder Grummet. – Das Mähen geschieht mit der Sense oder auf größeren Flächen vorteilhafter mit der Mähmaschine (s.d.). Das geschnittene Gras wird zum Zweck der Aufbewahrung getrocknet, wobei entweder Grünheu oder Braunheu bereitet wird. Bei der Grünheubereitung wird das auf der Wiese ausgebreitete Gras durch Luft und Sonnenwärme vollständig getrocknet (jedoch nicht ausgedörrt), wobei es seine grüne Farbe behält, und hierauf unter Dach gebracht. Bei der Braunheubereitung dagegen erfolgt nur teilweises Trocknen durch Luft und Sonne, worauf das auf größere Haufen (Feimen oder Schober) gebrachte Gras einer mehrere Monate währenden Gärung unterliegt und unter Verlust eines Teiles seiner Kohlehydrate in eine braune, ziemlich feste Masse sich verwandelt. Die letztere Behandlungsweise greift da Platz, wo die Grünheubereitung wegen ungünstiger klimatischer Verhältnisse nicht gut möglich ist.

Drach.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 652-653.
Lizenz:
Faksimiles:
652 | 653
Kategorien: