Blitz [2]

[82] Blitz, elektrischer Funke von sehr großen Dimensionen. Als solcher zuerst von J.H. Winkler in Leipzig 1746 angesprochen. Die Identität wurde von Benjamin Franklin durch zahlreiche Experimente bewiesen [1].

Die Erkenntnis der Natur und der genauen Gestalt der Blitze ist in neuerer Zeit durch zahlreiche photographische Aufnahmen von Blitzen besonders gefördert worden. Durch gleichmäßige [82] Bewegung der Kamera [2] lassen sich die Teilentladungen, aus denen der Blitz besteht, deutlich erkennen; aus der Verschiebung des Blitzes kann man die Zeit berechnen, die der Blitz gebraucht hat, seine Bahn zu durchlaufen, wobei sich Entladungszeiten von etwa 1/2 bis 1/1000 Sekunde ergaben [3]. Die Länge der Blitze von Wolken zur Erde beträgt höchstens wenige Kilometer, Blitze zwischen Wolken und bis 50 km Länge beobachtet worden. Die Maximalstromstärke in den Blitzen ist zu 20000 Ampere berechnet [4]. Die Farbe variiert stark, liegt aber meist zwischen blau und rot [5]. Das Spektrum ist das der Luft; in den Funkenblitzen zeigt sich vornehmlich das Linien, in den Flächenblitzen das Bandenspektrum der die Luft zusammensetzenden Gase [6]. – Die seltenen Erscheinungen des Perlschnur- und des Kugelblitzes, von deren ersterer bereits mehrere photographische Aufnahmen vorhanden sind, haben in neuerer Zeit zahlreiche Beschreibungen und einige Erklärungsversuche erfahren, bezüglich deren auf die Literatur verwiesen werden muß. Es ist dabei die Bildung von Leuchtmassen in den noch leitenden Entladungskanälen vorangehender Blitze [7], von geladenen Wasserblasen [8] und von Ozonkugeln [9] vermutet worden.


Literatur: [1] Hellmanns »Neudrucke u.s.w.« Nr. 11, Berlin 1898. – [2] A. Gockel, Das Gewitter, Cöln 1905. – [3] B. Walter, Ann. d. Physik 1903 (4), 10, 393. – [4] Mache und v. Schweidler, Atmosphärische Elektrizität, Braunschweig 1909. – [5] E. Pockels, Weitere Beobachtungen über die magnetisierende Wirkung von Blitzentladungen. Physikal. Zeitschr. 1901, 3, 22. – [6] A. v. Obermayer, Zur Farbe der Blitze. Meteorol. Zeitschr. 1912, 29, 433. – [7] E. Pickering, Astrophys. Journal 1901, 14, 367. – [8] M. Toepler, Zur Kenntnis der Kugelblitze. Ann. d. Phys. 1900 (4) 2, 590. – [9] Walter, Ueber Kugelblitze. Meteorol. Zeitschr. 1909, 26, 217. – [10] W.M. Thornton, On Thunderbolts, Philosophical Magazine 1911 (6) 21, 630.

R. Ambronn.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 82-83.
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