[509] Dachrohr (Deckenrohr, einheimisches Rohr, zum Unterschied vom spanischen und italienischen Rohr) ist der Stengel (Halm) des Schilf- oder Teichrohres, Phragmites communis Trin. (Fam. Gramineae).
Der Halm wird bis 4 m hoch, zerfällt durch Knoten in mehrere (hohle) Glieder (Internodien) und trägt bis zur Rispe die an den Knoten entspringenden Blätter, deren lange Scheiden die Glieder von den Knoten aufwärts umhüllen. Die Fertigkeit des Halmes rührt von dem unter der Epidermis[509] liegenden mechanischen Gewebe, einem Sklerenchymzylinder, her. Sobald die Halme genügend dürr geworden, bei uns gewöhnlich im Winter, werden sie geschnitten und in Gebinde von 7580 cm Umfang gebracht. Auf 1 ha Teich- oder Seeufer schätzt man 120300 Gebinde. Besonders lange und tadellose (nicht gebrochene und gespaltene) Halme werden als Dachrohr (2535%), die übrigen als Mauerrohr (5060%) gebunden; die Abfälle dienen als Streu. Die häufigste und wichtigste Verwendung ist die zum »Berohren« der Wände und Zimmerdecken (Plafonds), die mit Bewurf zu versehen sind; ferner dient es zum Dachdecken, zu Matten für Frühbeetfenster, zu grobem Flechtwerk, zu Mundstücken für gewisse musikalische Instrumente, zu Weberspulen, Feder- und Pinselstielen; junge Schößlinge als Pferdefutter. Auch eine an Hanf erinnernde Faser (zur Papierfabrikation) wird daraus gewonnen. Es findet sich in stehenden und langsam fließenden Gewässern auf der ganzen Erde vor.
T.F. Hanausek.