Durchlässigkeit [2]

[175] Durchlässigkeit. Als halbdurchlässige oder semipermeable Wände bezeichnet man in der Lösungstheorie solche Wände, die dem Lösungsmittel, z.B. Wasser, freien Durchgang gestatten, nicht aber dem gelösten Stoff, z.B. Rohrzucker.

Halbdurchlässige Wände kommen fertig gebildet in der Natur vor, sie spielen in der Physiologie der Tiere und Pflanzen eine äußerst wichtige Rolle. Eine künstliche semipermeable Wand erhält man beim Eintauchen einer mit Kupfersulfat gefüllten Tonzelle in eine Lösung von Ferrocyankalium; es bildet sich hierbei in der Zelle eine Niederschlagsmembran aus Ferrocyankupfer, die durchlässig für Wasser, undurchlässig für Rohrzucker und andre gelöste Stoffe ist, aber keineswegs für alle. Andre halbdurchlässige Niederschlagsmembranen sind solche aus Ferrocyanzink, gerbsaurem Leim u.s.w. Stoffe, die nicht hindurchgelassen werden, üben auf die Membran den sogenannten osmotischen Druck aus, der den Gasgesetzen gehorcht. Kann die Wand dem Druck nicht nachgeben, so wird umgekehrt das reine Lösungsmittel in die Lösung hineingezogen, bis die Lösung so weit verdünnt ist, daß ihr osmotischer Druck sich mit dem hydrostatischen ins Gleichgewicht gesetzt hat.


Literatur: Pfeffer, Osmotische Untersuchungen, Leipzig 1877; Nernst, Theoret. Chemie, Stuttgart 1903, 4. Aufl.; Ostwald, Lehrbuch der allgem. Chemie, Leipzig 1891, 2. Aufl.

F. Krüger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 175.
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