Entglasung

[458] Entglasung, eigentümliche Veränderung des Glases, wenn es 24–48 Stunden lang auf einer seinem Schmelzpunkt naheliegenden Temperatur erhalten und sodann möglichst langsam abgekühlt wird.

So behandeltes Glas wird porzellanähnlich (Réaumursches Porzellan), d.h. weiß und undurchsichtig, besitzt deutlich kristallinische (nadelförmige) Struktur, ist härter und dabei weniger spröde als gewöhnliches Glas, ein schlechter Wärme-, aber verhältnismäßig guter Elektrizitätsleiter. Die Ursachen der Entglasung sind noch nicht sicher erkannt. Nach den einen ist die Erscheinung auf die Ausscheidung von kristallisierter Kieselsäure und von feldspatartigen Kristallen zurückzuführen, nach andern wird sie durch Fluor oder überschüssigen Kalk hervorgerufen. – In der Geologie nennt man Entglasung die aus einem amorphen, nichtkristallisierten Glasfluß hervorgehende Bildung von kristallisierten, aber nicht sicher erkennbaren Substanzen. Während das amorphe Glas keinerlei Wirkung auf das polarisierte Licht zeigt, läßt sich die Gegenwart von Entglasungsprodukten im Glas gerade durch ihre Einwirkung auf polarisiertes Licht erkennen. Der molekulare Vorgang der Entglasung liefert demnach Substanzen mit verschiedenen Elastizitätsverhältnissen in verschiedenen Richtungen, während die Masse des eigentlichen Glases nach jeder Richtung hin gleichmäßig angeordnete Glasmoleküle zeigt.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 458.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika