[559] Fachwerksbau, zeigt seine charakteristischen Merkmale: 1. in der Ausbildung und Betonung des einzelnen Stockwerks, 2. in der struktiv und ästhetisch begründeten Vorkragung des oberen Stockwerks über das untere, 3. in der Bundbildung, d.h. Hauptunterstützung in bestimmten Abständen, 4. in der Erkerbildung. Die technisch-dekorativen Hilfsmittel bestehen a) im Gegensatze der Stoffe, dem Holzbau und der Ausmauerung, b) in dem Wechsel der Füllungen und Oeffnungen, c) in der formalen Ausbildung des Holzwerks in seinen Hauptteilen, d.h. der Holzschnitzerei an Balkenköpfen, Kappen und Bögen, Schwellen, Fensterumfassungen u.s.w., d) im Farbenschmuck des schützenden Anstrichs. Der hierdurch bewirkte malerische Reiz kann von keinem andern Materiale in gleicher Weise erreicht werden.
Diese Bauweise war schon in den ältesten Zeiten (Aegypten) bekannt, bei den Römern aber in weitester Ausdehnung. Die Ausgrabungen in Pompeji ergaben Reste überhängender Fachwerksbauten. Vitruv, Bd. 2, S. 8, hält ihn für gemeinschädlich und beklagt, daß er überhaupt erfunden worden sei. Die nordischen Völker haben den Holzbau, besonders den Fachwerksbau, zu hoher Blüte gebracht (14.17. Jahrhundert). Leider sind die erhaltenen Beispiele der Vergänglichkeit des Stoffes wegen selten und aus den älteren Zeiten schwer nachzuweisen, trotzdem früher das dauerhafte Eichenholz meist in bedeutenden Stärken zur Verwendung kam.
Literatur: Bötticher, K., Holzarchitektur d. Mittelalters, Berlin 1895; Dollinger, Architekton.[559] Reiseskizzen, Stuttgart 1881; Schäfer, K., Holzarchitektur Deutschlands vom 14.18. Jahrhundert, Berlin 1886; Viollet-le duc, Diction. rais. d'architecture, Bd. 6, Maison, Bd. 7, S. 3750, Paris.
Weinbrenner.