Flak

[229] Flak (Fliegerabwehrkanonen). Während man vor dem Weltkrieg 1000 m als kriegsmäßige Flughöhe der Flieger ansah und die damaligen Flugzeuge etwa 20 m/Sek. Geschwindigkeit hatten, erreichte gegen den Ausgang des Krieges die mittlere Flughöhe 4000 bis 5000 m – Luftkämpfe fanden in 6300 bis 6800 m Höhe statt – und die Fluggeschwindigkeit wurde bis auf etwa 70 m/Sek. gesteigert.

Zu Beginn des Krieges besaßen die Heere nur wenige Fliegerabwehrsondergeschütze, meist als »Ballonabwehrkanonen« bezeichnet. Vielfach glaubte man, da es an einer für Schießversuche geeigneten Zieldarstellung fehlte, das Feldgeschütz ohne besondere Vorrichtungen als Flak verwenden zu können. Dies erwies sich sehr bald als Irrtum. Man schuf für die ortsfesten Flak behelfsmäßige, pivotähnliche Schwenkvorrichtungen, welche den Feldkanonen ein schnelles Nehmen der Seitenrichtung und steiler Schußrichtung gestatteten. Zugleich ging man an die Vermehrung der Sondergeschütze, besonders derjenigen in Mittelpivotlafette auf Kraftwagen, welche man zu Versuchszwecken bereits im Frieden gebaut hatte (vgl. Fig. 1 u. 2). Die schnell zunehmende Bedeutung der Fliegerabwehr sowohl an der Front als auch in der Heimat machte[229] eine außerordentliche zahlenmäßige Steigerung der Flak notwendig; fielst im Laufe des Krieges im Verhältnis von etwa 1 : 25 erfolgt. Der Krieg hat gezeigt, daß für Flak Anfangsgeschwindigkeiten und Kaliber auf das höchste mit der Beweglichkeit vereinbare Maß gesteigert werden müssen, um bei den großen Steighöhen die Flugzeuge überhaupt zu erreichen, ferner um die Geschoßflugzeiten und damit die Auswanderungsstrecke des Fliegers zu verkleinern und schließlich um eine ausreichende Streuwirkung des Einzelschusses gegen das kleine und schwer verletzbare Ziel zu erhalten. Welche Schwierigkeiten sich auch bei großer Geschoßgeschwindigkeit dem Treffen des Flugzeugs entgegenstellen, kann man ermessen, wenn man für z.B. 4500 m Schußweite nur 10 Sekunden Flugzeit annimmt. In diesen 10 Sekunden kann das Ziel seinen Ort um z.B. 600 m verändert haben. Da aber das Flugzeug gleichzeitig in drei Dimensionen ausweichen kann, so hängt das Treffen erheblich vom Zufall ab. Dazu kommt die Schwierigkeit der Beobachtung; die Sprengwolken der Geschosse sind, wenn sie nicht in Höhe des Ziels liegen, nur schwer mit dem Ziel in Verbindung zu bringen. 1915 rechnete man auf jedes von Flak abgeschossene Flugzeug, 17000 Schüsse, 1917 nur noch 7000 Schüsse. Dieser Fortschritt wurde durch größere Uebung der Bedienung, bessere Leitung, größere ballistische Leitungen der Geschütze und verbesserte Richteinrichtungen erzielt. Auf diesem Gebiet sind zahlreiche Neuerungen zur Anwendung gelangt. Besonders bemerkenswert ist ein Zentralrichtgerät für Flak, welches ermöglicht, mehrere Geschütze von einer Stelle aus automatisch auf den gleichen Zielpunkt, z.B. auf ein Flugzeug innerhalb eines Geschwaders, zu richten. Die Geschütze stehen in Grundrichtung auf ein Hilfsziel parallel gerichtet und werden indirekt auf das eigentliche Ziel geschwenkt; ferner kommen Apparate zur Verwendung, mit deren Hilfe alle Schußelemente, wie Entfernung, Seitenrichtung,[230] Zielgeschwindigkeit, Zielhöhe, Auswanderung, mechanisch ermittelt werden. Von besonderer Bedeutung ist auch die Bauart der Zieleinrichtung. Sie muß so ausgestattet sein, daß die Einstellung des Aufsatzwinkels die Lage des Zielfernrohrs selbst im Raum möglichst unverändert läßt (unabhängige Ziellinie). Um auch bei Nacht die Fliegerabwehr erfolgreich durchführen zu können, arbeiten die Flak mit Scheinwerfern zusammen. Neben den an bestimmten Stellen, z.B. bei dem zu schützenden Objekt, eingebauten sogenannten »ortsfesten« Flak (Fig. 3 u. 4) haben die fahrbaren Flak dadurch besondere Bedeutung erlangt, daß sie überraschend auftreten, sich dem feindlichen Feuer schnell entziehen und schnell in großer Zahl vereinigt werden können.

F. Wille.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 229-231.
Lizenz:
Faksimiles:
229 | 230 | 231
Kategorien:

Buchempfehlung

Anselm von Canterbury

Warum Gott Mensch geworden

Warum Gott Mensch geworden

Anselm vertritt die Satisfaktionslehre, nach der der Tod Jesu ein nötiges Opfer war, um Gottes Ehrverletzung durch den Sündenfall des Menschen zu sühnen. Nur Gott selbst war groß genug, das Opfer den menschlichen Sündenfall überwiegen zu lassen, daher musste Gott Mensch werden und sündenlos sterben.

86 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon