Geschoßspitze

[251] Geschoßspitze, deren Kreisbogen- bezw. ogivale Form bei den früher gebräuchlichen kleinen Geschoßgeschwindigkeiten als günstig für die Ueberwindung des Luftwiderstandes angesehen wurde, war schon vor dem Krieg schärfer geformt worden, um sie den veränderten Luftwiderstandsgesetzen, welche für Flugbahnen mit großen Anfangsgeschwindigkeiten gelten, anzupassen.

Den Anfang hatte man mit den Infanteriegeschossen gemacht, denen man Mündungsgeschwindigkeiten von 750 bis 900 m erteilte (französisches balle D, deutsches S-Geschoß). Die Steigerung der ballistischen Leistungen der Artillerie während des Weltkrieges führte bei den Flachbahngeschützen ebenfalls zur Annahme der langen, scharfen Geschoßspitze, und zwar, im Verhältnis zur Anfangsgeschwindigkeit, von 3 bis 5 Kaliber Spitzenhöhe bei Anfangsgeschwindigkeit von 500 bis 700 m und bis zur Spitzenhöhe von 8 Kalibern bei Geschwindigkeit über 700 m. Man gewann dadurch etwa 25 bezw. 40% an Endgeschwindigkeit. Um diesen Vorteil auch für vorrätige Geschosse mit älterer Geschoßspitze zu haben, setzte man diesen Stahlblechhauben von der neuen Spitzenform auf. – Nachteilig ist die neue Form insofern, als hierdurch der Schwerpunkt des Geschosses mehr nach hinten verlegt wird; infolgedessen leidet die Stabilität des Fluges. Um sie wieder herzustellen, ist es notwendig, einen schärferen Drall und somit eine kräftigere Geschoßführung anzuwenden.

F. Wille.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 251.
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