Guanophosphate

[667] Guanophosphate finden sich in beträchtlichen Ablagerungen an der Küste und auf den Inseln des Stillen Ozeans, sind animalischen Ursprungs, sehr phosphorreich, aber im Verhältnis zu Guano frei von Stickstoff, welche Substanz ihnen wahrscheinlich im Laufe der Zeit durch Auswaschung verloren gegangen ist.

Hierher gehören der Baker-, Curaçao-, Howland-, Jarvis-, Lacepede-, Maldon-, Mejillones-, Navasso- und Phönixguano. Ihre chemische Zusammensetzung ist eine sehr ähnliche und enthalten sie der Hauptsache nach 65–80% phosphorsauren Kalk bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 12%; ferner kohlensauren Kalk in sehr wechselnder Menge und geringe Mengen organischer Substanzen, die ihnen Spuren von Stickstoff geben. Sehr wichtig ist, daß sie fast frei von Eisenoxyd, Tonerde und Fluor sind, weil diese Stoffe ihrer späteren Verarbeitung zu Superphosphaten (s. Phosphorsäuredünger) außerordentlich hinderlich wären und ist die weiße Farbe der Asche ein gutes Kennzeichen für die Abwesenheit der genannten Stoffe. Um einen ungefähren Anhalt ihrer Zusammensetzung anzugeben, sei hier eine Analyse des Bakerguanos nach Liebig mitgeteilt:


Guanophosphate

Sie finden sich entweder feinpulverig mit Klumpen, sogenannten »lumps«, vermischt, die sich aber leicht zerreiben lassen, ferner in schalenartigen Ablagerungen, die Krusten (clinkers, crusts) genannt werden, und schließlich in ganz harten Massen. Die Hauptfundorte sind die kleinen Eilande im Stillen Ozean (Pacificinfelnguano) und auf der Westküste von Südamerika an der Bai von Mejillones (Mejillonesguano).

Diese vorhergenannten Guanoarten kommen gemischt und mit sehr verschiedenem Feuchtigkeitsgehalte nach Europa, und muß der Importeur sie durch Trocknen in ein gleichmäßiges, seines Pulver verwandeln, wenn er eine Garantie für den Gehalt der Ware übernehmen soll. Zu diesem Zwecke befinden sich in den europäischen Eingangshäfen große mechanische Darreinrichtungen, in denen die Guanos getrocknet werden, um nach dem Trocknen in sogenannten Steinbrechern und Walzwerken grob zerkleinert zu werden. Hierauf werden die groben Stücke auf Mahlgängen oder in Desintegratoren staubfein gemahlen und schließlich durch Zentrifugalsiebe von allen etwa noch vorhandenen gröberen Stücken befreit und gleichmäßig durchgemischt.

Zahlreiche der aufgefundenen Guanophosphatlager sind bereits abgebaut oder als nicht ergiebig genug verlassen, so daß eine Zusammenstellung der heute noch im Abbau begriffenen Lager erwähnenswert erscheint. Es sind das folgende: 1. Unter den Inseln des Stillen Ozeans die Baker-, Chesterfield-, Enderburg-, Flint-, Garors-, Howland-, Honn-, Kaidon-, Phönix-, Starbuk- und Sydneyinseln. 2. An der australischen Küste die Abrolhos-, Browse- und Lacepedeinseln. 3. Die Falklandsinseln und die Küste Patagoniens an der Südspitze Amerikas. 4. Die Avis-, Mona- und Tortolainseln in Westindien. 5. Die Ichaboëinseln in Südafrika. 6. Die Kuria-[667] Muria-Inseln im Arabischen Meerbusen, und endlich 7. das Lager von Mejillones an der Westküste Südamerikas.


Literatur: Meyn, L., Die natürl. Phosphate, Halle 1873; Bersch, W., Moderne Landwirtsch ast, 1903.

Weitz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 667-668.
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