[205] Interferenzmechanismus, ein Mechanismus, durch welchen vermittelst zweier schwingenden Bewegungen eine geradlinig schwingende Bewegung erzeugt wird. Da das Zusammenwirken zweier Wellen Interferenz genannt wird, so hat Redtenbacher [1] diese Benennung auch auf diesen Mechanismus angewendet.
In Fig. 1 ist ein Interferenzmechanismus schematisch dargestellt. Zwei Φ φ, Λ λ, welche sich um die festen Achsen Φ, Λ drehen, sind bezw. mit den Kurbeln Φ F, Λ L versehen. In einer festen Hülfe m befindet sich eine bewegliche Stange C c, mit welcher ein um die bewegliche Achse C schwingender zweiarmiger Hebel A B verbunden ist; und ferner ist dieser Hebel durch die Schubstangen A F, B L bezw. mit den Kurbeln Φ F, Λ L gelenkig verbunden. Durch die Drehung der Zahnräder werden die Punkte A, B in kurvenförmig schwingende Bewegungen versetzt, und diese Bewegungen erzeugen interferierend eine geradlinig schwingende Bewegung des Punktes C. Diese resultierende Bewegung ist bedingt durch das Uebersetzungsverhältnis der beiden Zahnräder und der Stellung der Kurbeln zueinander. In der durch Fig. 1 gegebenen Anordnung, bei welcher das Uebersetzungsverhältnis der Zahnräder Φ φ, Λ λ gleich 1 : 2 ist, wurde der Interferenzmechanismus von Hummel bei der Fünffarbenperrotine angewendet [2].
In andrer Gestaltung ist der Interferenzmechanismus in Fig. 2 schematisch dargestellt. Die Uebertragung der Drehung von dem einen Zahnrade Φ φ auf das andre Zahnrad Λ λ wird durch ein Doppelrad Δ δ dessen feste Achse Δ ist, bewirkt. Der Kurbelzapfen F gleitet in einer Querschleife der Stange A a, die sich in der festen Hülfe f bewegt, und ebenso gleitet der Kurbelzapfen L in einer Querschleife der Stange B b, die sich in der festen Hülfe b bewegt. Die Zapfen A, B dieser Stangen gleiten in den Schleifen einer um die bewegliche Achse C schwingenden Stange h, deren Achse C sich auf der in der festen Hülfe m verschiebbaren Stange c befindet. Durch diese Anordnung wird eine geradlinige schwingende Bewegung des Punktes C bewirkt, und ein in C angebrachter Schreibstift zeichnet auf einem senkrecht zur Stange c proportional der Raddrehung bewegten Kartonstreifen eine Wellenlinie. Diese Wellenlinie wird demnach durch Interferenz zweier anderen Wellenlinien erzeugt [3], welche der Punkt C beschreiben würde, wenn derselbe einerseits bei ruhendem B durch A, anderseits bei ruhendem A durch B allein bewegt wird.
Literatur: [1] Redtenbacher, Die Bewegungsmechanismen, Mannheim 1857, S. 13. [2] Herrmann, Aus der Maschinenhalle der Wiener Weltausstellung, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing., Bd. 18, S. 609, 1874. [3] Burmester, Lehrbuch der Kinematik, Leipzig 1888, Bd. 1, S. 541.
Burmester.