Kieselschiefer

[467] Kieselschiefer, Lydit, Lydischer Stein, Phthanit, ein wesentlich aus mikrokristalliner, für das unbewaffnete Auge ganz dichter Quarzmasse bestehendes Gestein.

Dieser ist durch Beimengungen von Ton, Eisenoxyd, Eisenoxydhydrat oder Kohlenteilchen verunreinigt; die Farbe der Kieselschiefer ist daher meist gelb, braun oder (bei den reinen Lyditen fast ausnahmslos) schwarz, in der Regel dunkel. Durch lagenweise erfolgende Bildung von feinverteiltem Brauneisenerz werden die Gesteine auch gestreift oder gebändert. Durch Glühen werden die kohlenstoffreichen schwarzen Kieselschiefer heller, ebenso auch durch Verwitterung, besonders von den Klüften aus. Vielfach sind die Kieselschiefer von Adern weißen Quarzes oder auch von weicherem Tonschiefer durchzogen, enthalten häufig auch Schwefelkies. Sie haben die Eigenschaften des derben Quarzes, aus dem sie zu 95–97% bestehen; der Rest verteilt sich auf etwas Tonerde, Eisenoxyd und Kohlenstoff. Fast durchgängig zeigen die Kieselschiefer eine sehr deutliche und dünne Schichtung, daneben eine sehr enge und sehr regelmäßige Zerklüftung, so daß die Gesteine charakteristischerweise in scharf rechteckige oder würfelartige Bruchstücke zerfallen. Solche Ablagerungen treten vorzugsweise in den ältesten Formationen auf, besonders im Silur (Harz, Voigtland, Fichtelgebirge), auch im Devon, vor allem aber in der unteren Steinkohlenformation im Kulm und Kohlenkalk in bedeutender Mächtigkeit. In jüngeren Formationen scheinen sie ganz zu fehlen.

Die technische Verwendung beruht auf der großen Härte (6,5–7) und dichten Beschaffenheit. Im Straßenbau werden sie vielfach ihrer leichten Zerkleinerung wegen als Deckmaterial benutzt; zu Pflastersteinen und Hausteinen ungeeignet. Gewisse reine Lagen werden vielfach zu Wetz- und Schleifsteinen für Stahlwaren benutzt. Reine, schwarze, sehr dichte Arten dienen zur ungefähren Prüfung des Feingehaltes von Silber und Gold als sogenannter Probierstein oder Streichstein, indem man den Strich des zu untersuchenden Metalls mit demjenigen einer bekannten Legierung vergleicht oder die Wirkung beobachtet, die Salpetersäure auf das Strichpulver erzeugt.


Literatur: Zirkel, Lehrbuch d. Petrographie, 2. Aufl., Leipzig 1894, Bd. 3, S. 543.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 467.
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