Knochenmehl

[527] Knochenmehl wird als Düngemittel aus Knochen dargestellt, indem letzteren durch Dämpfen ihre zähe Beschaffenheit genommen wird.

Hierdurch werden sie mürbe und zerbrechlich. Das Dämpfen geschieht unter 1–21/2 Atmosphären Druck, 2–3 Stunden lang, und man erkennt die Beendigung des Prozesses daran, daß selbst die stärksten Knochen beim Aufschlagen zerbrechen. Als Nebenprodukt beim Dämpfen der Knochen wird Leim gewonnen, welcher sich im Dampfwasser zu einer Harken Brühe aufgelöst hat. Nach dem Dämpfen werden die Knochen im Sommer in der Sonne, im Winter in Trockenstuben oder auch mittels der sogenannten Fermentationsmethode getrocknet. Die letztere besteht darin, daß man die gedämpften Knochen übereinander schichtet, wobei sie sich zersetzen und so viel Wärme entwickeln, daß das in ihnen enthaltene Wasser durch dieselbe verdunstet wird. Dieser Prozeß wird in einem geschlossenen Räume vorgenommen, der mit gutziehenden Abzugsröhren oder sonstigen Ventilationsvorrichtungen versehen ist, welche die entstandenen Wasserdämpfe abführen, wodurch die Knochen nach einigen Wochen vollständig trocken werden. Diese Methode hat indes bedeutende Verluste an kohlensauerm Ammoniak zur Folge, welches mit den Wasserdämpfen entführt wird. Die so gedämpften und nunmehr getrockneten Knochen werden in Stampfwerken weiter zerkleinert und dann in Kollergängen und schließlich in Knochenmühlen, welche wie die gewöhnlichen Getreidemühlen konstruiert sind, zu seinem Mehl vermählen. – Die Ausbeute an Knochenmehl hängt von dem sorgfältigen Trocknen des Rohmaterials ab und beträgt je nach dem Feuchtigkeitsgehalt desselben 50–95%.

Weitz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 527.
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