Kumarin

[748] Kumarin, eine durch ihren Wohlgeruch ausgezeichnete organische Substanz, die als inneres Anhydrid der o-Oxyzimtsäure aufzufassen ist und die Konstitution


Kumarin

besitzt.

Es findet sich in vielen Pflanzen, vornehmlich im Waldmeister, in den Tonkabohnen und im Steinklee. Künstlich entsteht es nach verschiedenen Methoden, so namentlich durch Erhitzen von Salizylaldehyd mit Natriumacetat und Essigsäureanhydrid. Es kristallisiert in farblosen, kleinen Prismen, welche bei 67° schmelzen. Ueber seine chemischen Beziehungen vgl. [1]. Das Kumarin ist das aromatische Prinzip des Maitranks und wird ferner in der Parfümerie zur[748] Darstellung von Waldmeisteressenz verwertet. Das aus den Tonkabohnen gewonnene Kumarin wird bei der Fabrikation der Kunstbutter zuweilen benutzt, um dieser das Aroma der Naturbutter zu geben. Die zerkleinerten Tonkabohnen werden mit starkem Alkohol ausgezogen, wobei das Kumarin, aber auch Fett und eine geringe Menge Farbstoff in Lösung gehen. Von dieser Lösung wird der Alkohol abdestilliert und der Rückstand mit Wasser gekocht und filtriert, wobei nur die Lösung des reinen Kumarins durch den Filter geht. Aus dieser Lösung scheidet sich beim Abkühlen das Kumarin in weißen Kristallnadeln, welche in heißem Wasser leicht, in kaltem sehr schwer löslich sind, aus. Diese Kristallnadeln werden, um der Kunstbutter jenes Aroma zu geben, in Alkohol unter vorsichtigem Zusatz von Wasser gelöst und der Butter hinzugesetzt. Zu demselben Zweck wird aber auch ein bloßer Alkohol unter Auszug der Tonkabohnen direkt verwendet.


Literatur: [1] Beilstein, Handbuch der organischen Chemie, 2. Aufl., Hamburg und Leipzig 1888, Bd. 2, S. 1054.

Weitz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 748-749.
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